Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Mein Rausschmiss bei FACTS2.0

∞  23 April 2008, 21:06

Ich bin seit heute Morgen, kurz vor Mittag nicht mehr Mitglied der Facts- Community und mein Blog ist da gelöscht worden. Ich gebe dazu gerne preis, dass ich nicht von mir aus die Mitgliedschaft gekündigt habe, sondern mir diese gesperrt wurde. Ich bin davon, gelinde gesagt, überrascht worden.


Vorgeworfen wird mir von Christoph Lüscher, Keeper oft he FACTS2.0, ich hätte systematisch gegen das FACTS-Team und gegen andere User lobbyiert, und führt dafür Beweise an (Mails und User-Nachrichten) die User dem FACTS-Team „zur Warnung“ hätten zukommen lassen.
Mir wäre mehrmals die Chance gegeben worden, mich als Teil der Plattform zu sehen und zu diesem Gemeinschaftswerk beizutragen. Nun sähe man sich leider gezwungen, „zum Schutz von FACTS“ zu dieser Massnahme zu greifen.


Nachdem ich „einige“ Anfragen aus dem Umfeld der FACTS-Community bekommen habe, was los sei, und nicht zuletzt unter den Kritikern von FACTS2.0 bereits mächtig spekuliert wird, was passiert sei, gebe ich diese Stellungnahme ab.


User, die sich bei der Redaktion nach meinem Verbleib erkundigen, erhalten einen Text übermittelt, in dem die Rede davon ist, ich hätte „trotz mehrmaligen Warnungen“ so schändlich gehandelt. Ich erkläre ausdrücklich, dass dies nicht so ist!

Christoph Lüscher schreibt dies wie oben dargelegt, auch anders: Es gab stets nur Meinungsverschiedenheiten zum Auftritt als Kolumnist bei Facts und zu keiner Zeit eine Verwarnung, schon gar nicht als User. Der Rausschmiss erfolgte plötzlich, ohne Vorwarnung, und die Benachrichtigung von Usern darübererreichte mich schneller als Lüschers Erklärung.

Im Einzelnen hat sich folgendes zugetragen:

Ich stehe weiterhin dazu, dass ich das Projekt von FACTS 2.0 von seiner Grundidee her sehr spannend finde und die Beta-Version der Umsetzung gelungen ist. Entsprechend habe ich mich dafür auch engagiert, und die Idee, regelmässige Kolumnen aus dem Umfeld der User als Eigencontent zu etablieren, wurde von Allen positiv aufgenommen, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Erstaunlicherweise, und das ist für mich heute blanker Hohn, war ich es, der sich als einziger die Frage stellte, ob ein Kolumnist ein normaler User bleibe und folglich in der Ausübung seiner Kommentar-Berechtigung keine Einschränkungen akzeptieren müsse, oder ob redaktionelle Vorgaben zu erfüllen seien. Mir wurde von der leitenden Redaktorin, scheinbar erstaunt, versichert, es gäbe bis auf die üblichen Vorgaben für alle Kommentierer, die im übrigen in allen Foren gelten sollten, keinerlei Einschränkungen.

Am vorletzten Freitag, 11. April, wurde ein Beitrag des zweiten Kolumnisten, nicht zum ersten Mal, sehr kontrovers diskutiert. An dieser Diskussion habe ich mich beteiligt. Da der Redaktion mein Vorbehalt zu David Berger in dieser Funktion bekannt war, betrachtete sie ganz offensichtlich meinen Kommentar als illoyalen Angriff auf David Berger persönlich, statt als kritischen Diskussionsbeitrag zum Inhalt seiner Kolumne.
Das erfuhr ich allerdings erst am Montagabend, als ich meine neue Kolumne abgeben wollte und mir beschieden wurde, sie würde zurück gestellt, ungelesen, weil man das Konzept für Kolumnen angesichts der geführten „öffentlichen Diskussionen“ neu überdenken müsse.

Ich wurde schriftlich aufgefordert, die Kritik auch an der Person Oliver Reichenstein zu unterlassen, der FACTS erst möglich gemacht hätte, da er, wörtlich, „heilig“ wäre, weil es ohne ihn FACTS2.0 nicht gäbe. Dass diese Person selbst sehr pointiert und mit sehr beschränktem Respekt anderen Usern gegenüber zu diskutieren versteht, macht die Aussage in diesem Zusammenhang noch befremdlicher, und ich bin ziemlich überzeugt, dass Oliver der letzte ist, der einen Artenschutz beanspruchen mag.

Ich habe mich darauf hin die Woche über auf die passive Anwesenheit im Portal beschränkt, ein paar Artikel bewertet, aber kaum kommentiert.

Am letzten Freitag, 18.4.08, erschien David Bergers Kolumne wie gewohnt. Daraus konnte ich schliessen, dass es keine konzeptionellen Überlegungen zur Weiterführung der Kolumnen gab, sondern nur personelle Entscheidungen. Die musste ich aber vermuten, da man sie mir nicht mitgeteilt hatte. Auf meine Nachfrage bekam ich dann recht schnell die Bestätigung meiner Vermutungen, allerdings in einer Art begründet, die mich nur den Kopf schütteln liess.
Danach waren Kolumnisten nun wie Redaktoren für einen einheitlichen Auftritt von FACTS gegen aussen verantwortlich. Ein öffentlicher Diskurs über unterschiedliche Meinungen zu Artikeln war plötzlich nicht mehr erwünscht. Die verantwortliche Redaktorin forderte dazu auf, von Usern bedrängten Redaktoren zu Hilfe zu eilen und Angriffe auf FACTS2.0 so „vehement zu bekämpfen“. Sollte man dies nicht können, so hätte man zumindest zu schweigen. Hier wurden Feinde gesehen, die ich einfach nicht ausmachen konnte…

Es gab nun plötzlich keine Unterscheidung mehr zwischen Kolumnisten und Redaktion. Die Redaktion müsse nach aussen einheitlich auftreten – was „das eigene Content“ anbelange, und alle Kolumnen gehörten zu diesem Eigencontent dazu.

Ein Kolumnist ist nach meinem Verständnis eine Art Gastautor, der bewusst die eigene Meinung in seinen Artikeln einbringt, eben nicht Teil der Redaktion ist und von dieser auch kritisiert werden darf. Desgleichen lebt eine Zeitung wie die Weltwoche gerade davon, dass sich Kolumnisten wie Mörgeli und Bodenmann ganz bestimmt nicht grün sind.

Dass sich dies auf einem Online-Portal etwas akzentuierter darstellen kann, weil Interaktion möglich ist, war mir von Anfang an klar, und betrachtete ich auch als gewollt. Entsprechend frei sollte ich mich ja auch fühlen.

Hier nun wurde dies auf den Kopf gestellt, was überhaupt nicht zur grundsätzlichen Debattierlust passt, die doch das eigentliche zweite Standbein von FACTS2.0 ist.

Die Redaktion versicherte, sie würde es begrüssen, würde ich Kolumnist bleiben, lehnte aber den Text meiner Kolumne, den man am Dienstag zuvor gar nicht zur Kenntnis genommen hatte, inhaltlich ab, da man nicht in frischen Wunden stochern wolle.

Ob dieser Text dazu Anlass gibt, mag jeder selbst beurteilen: Er ist meiner Meinung nach so geschrieben, dass sich alle zuerst ihre eigenen Gedanken über sich selbst machen sollten. Daher war ich nicht bereit, einen neuen Text zu liefern und zog mich in der Konsequenz als Kolumnist zurück.

Ich veröffentlichte den Text gestern Dienstag hier in meinem Blog, ohne Hinweis auf die Hintergrundgeschichte und ohne jeden Zusatzkommentar. (oben bereits verlinkt)

Ein solcher neuer Artikel eines indizierten Blogs erscheint bei FACTS2.0 im Datenwusel der täglichen neu aggreggierten News aus über 600 (?) Quellen. Er wurde von einigen Usern aufgenommen, positiv bewertet und ohne jegliche Häme, ja sehr allgemein kommentiert.

Nach der Idee von Facts2.0 müssen Artikel, die von den Usern aufgenommen und aktiv bewertet und kommentiert werden, im Portal auf der Startseite erscheinen. Dies geschah hier nicht. Der Artikel blieb auf der letzten Seite und im – unzutreffenden – Themenbereich Panorama – ganz am Schluss hängen. Es sollte hier ganz bewusst eine breitere Kenntnisnahme in der Community verhindert werden.

Dagegen habe ich mich zu wehren versucht, indem ich weniger als zehn User angeschrieben und darauf aufmerksam gemacht habe, dass mein Beitrag erschienen sei, er beachtet werde aber dennoch gesucht werden müsse. Und wo. Dies ist mein Lobbyieren gegen FACTS und dagegen musste zum Schutz von FACTS vorgegangen werden, weil ganz offensichtlich Texte wie dieser über die Macht des virtuellen Wortes eine Gefahr für FACTS darstellen – sowie die Tatsache, dass sie unterdrückt werden.

Und genau das ist das Grundproblem, über das weiter zu bloggen sein wird:

Eine verschworene kleine Gemeinschaft der FACTS2.0-Macher bedient sich einer auserlesenen Community, die begeistert und hochstehend fremden Content kommentiert, damit das Portal attraktiv macht, bis zu dem Punkt, an dem kontroverse Diskussionen sich dem weiteren Werden von FACTS2.0 und dessen Leitung zuwenden. Eine verschrobene, jenseits jeder liberalen journalistischen Praxis stehende Redaktionsmeinung betreffend Mainstream-Wahrung steht im krassen Widerspruch zu so mancher eigenen Kommentar-Paxis aus ihrem engsten Umfeld, und das eigene abschliessende Urteil über die zulässige Form fremder Meinungen führt zu Diskussionen zu Artikeln, in denen dem FACTS-Projekt nahestehende Personen praktisch unter sich sind, je länger je mehr. Denn grosse Geister haben bestimmt ein grosses Ego (meines führt zu dieser langen Erklärung), liberale Geister drängen zusätzlich auf Freiheit. Und so bin ich denn nicht der einzige, der in diesen Tagen entfernt worden ist oder um seine Entfernung gebeten hat.

Schade. Darauf können sich wohl alle einigen, die wie ich eigentlich immer erkannten, dass genau das, wovor die Redaktion Angst hat, das Portal ausmachte: Lebendige Diskussionen. Werden diese Online ausgetragen, sind besondere Ausrisse denkbar. Nur kamen sie auf keinem Portal so selten vor wie bei FACTS2.0 – nach meinem Dafürhalten.

Nun, Redaktion und Community werden sich auch bei FACTS2.0 finden. Auf welchem gemeinsamen Nenner auch immer.

PS: Jeden einzelnen Punkt dieser meiner Darstellung kann ich notfalls belegen.



Die für diesen Artikel einfach herrliche Karikatur stammt von Phil Hubbe und finden sie auf der Webseite der Fürst Donnersmark Stiftung

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