Reflexionen

In Wort und Bild gesehen, gedacht und gefühlt
Zum Betrachten, Nachdenken, Mitdenken, Vordenken
Mit Lebenslust ein Leben lang, mindestens


Australien 2007 - Tag 33

∞  2 März 2009, 16:19

Erlebt am 25. November 2007 – Von der Hamlin Bay zum Yallingup Car Park

Mensch und Meer



Durch Bonarup erleben wir nochmals das unvergleichliche Gefühl dieser Waldstrassen, doch Prevelly ist nicht weit: Hier, neben der Mündung des Margaret Rivers, liegen weltbekannte Küstenabschnitte, die Surfer aus aller Welt anziehen. Und tatsächlich sind die Parkplätze auf der Küstenstrasse alle praktisch vollständig besetzt. Es findet auch gerade ein Contest statt, oder er soll in Kürze starten. So klar wird uns das nicht, aber der Blick zum tiefer liegenden Strand unter einem wolkenverhangenen Himmel und auf die tosenden Wellen, zwischen denen auch manchmal ein Riff auftaucht, wie ich meine, verheisst nicht unbedingt Surfer-Paradieswetter. Während wir hier nicht die geringste Chance hätten, überhaupt raus zu kommen und gegen die Uferriffe geschlagen würden, wollen diese wilden Frauen und Männer da draussen surfen??? Tatsächlich sehen wir auch etwa zwei Dutzend Köpfe im Wasser, weit draussen, aber einen richtigen Wellenritt können wir dann doch kaum beobachten.
Das Surfbrett gehört hier zur Grundausstattung, wie bei uns in den Bergen das Snowboard oder die Skis. Perth ist nur noch wenige Autostunden entfernt…
Wir bewegen uns derweil lieber dem windgeschützten Ufer des Margaret Rivers entlang ein wenig flussaufwärts. Hier können für gemächlichere Wasserbegehungen durchaus Vertrauen verdienende Riesenkajaks gemietet werden. Und vorn an der breiten Flussmündung versucht sich in den harmloseren Wellen der Nachwuchs der Surfbrett-Enthusiasten.




Wir fahren in die Stadt Margaret River selbst und sind ein bisschen baff, als wir da tatsächlich ein vegetarisches Restaurant entdecken. Der nähere Augenschein lässt uns dann aber nicht unbedingt traurig werden über die Information, dass das Lokal geschlossen hat…




In einer Seitengasse finden wir ein Internetcafé, und ich kann endlich mein vorbereitetes Geschäftsmail für anstehende Aktionen auf die Reise schicken. Mein Blackberry will partout nur SMS versenden, und das schon sehr lange, und seit einiger Zeit ist nun auch der Akku am Ende und schafft es ohne Infusionsschlauch nur noch für Minuten, funktionstüchtig zu bleiben…
Wir gelangen zurück auf die Road 250 und fahren zu den Canal Rocks – ein absolutes Highlight! Allerdings kommt uns der Wind auch hier sehr giftig vor, so dass wir in unseren dicken Jacken zwischen den Steinen rumkraxeln. Aber die natürlichen Gesteinsformationen, die hier den Meereinschnitt richtiggehend kanalisieren, sind unheimlich beeindruckend, und einmal mehr fasziniert uns die mahlende Kraft der Natur – und vielleicht ist da auch ein kleines Stück Beklemmung ob der Tatsache, dass Orte noch so schön wirken mögen – und derweil doch so hart sind für Lebensform, die sich dagegen behaupten will – oder muss.
Die Einheimischen, die von einer Brücke in die Fluten springen, sehen das allerdings bestimmt nicht so.




In Dunsborough hätten wir eigentlich campieren wollen. Nur ist das hier nicht möglich. Der Platz ist bereits am frühen Nachmittag überbelegt: Die Schüler eines auswärtigen Colleges feiern in der Gegend ihr Abschlussjahr. Es sollen neunhundert von ihnen erwartet werden… Wir versuchen, nach Yallingup auszuweichen. Dort ist der erste Platz genau so überbucht – aber der zweite? Der liegt idyllisch ruhig und unbehelligt am Meer!
Kaum sind wir angekommen, kann ich endgültig nicht mehr. Ich strecke buchstäblich alle Viere von mir und bleibe einfach im kurzen Gras hinter dem Auto liegen. Ich habe Schluckbeschwerden und Halsweh und bin restlos erledigt. Also rückt meine Liebste alleine aus, schnappt sich dabei meine Kamera und kommt neunzig Minuten später wieder. Während ich ein wenig geschlafen habe, hat sie einen Windsurfer und einen Kitesurfer (?) nicht nur beobachtet, sondern auch noch sehr gut fotografiert, während die ebenfalls anwesenden Wasservögel dafür eher wenig übrig hatten.




Zum Sonnenuntergang zieht es uns dann zusammen nochmals an den Strand. Die Pracht der Blumenvielfalt zwischen den Uferbüschen begeistert uns, und das Streiflicht der untergehenden Sonne taucht alles in goldenes Licht. Das Örtchen zeigt uns die blitzenden Fensterfronten der dem Meer zugewandten grossen, recht herrschaftlich in die dicht und hoch bewachsenen Hänge gebauten Häuser.




Dann versteckt sich die Sonne hinter den Wolken, bevor sie untergegangen ist.
Ich möchte ein gefühltes halbes Jahr lang schlafen…


Der Artikel wird nach einigen Tagen in die Sektion GEREIST verschoben.