Reflexionen

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Mit Lebenslust ein Leben lang, mindestens


Australien 2007: Lange und letzte Vorbereitungen

∞  4 Januar 2008, 23:55

Erlebt im April bis Oktober 2007 – In der Schweiz

Verschiende Arten der Vorfreude und Vorbereitung




Sind die Ferien einmal gewählt und die Flüge gebucht, so empfinde ich immer wieder ein Glücksgefühl und Dankbarkeit: Es ist aufregend, Reisen zu dürfen. Ein gewisser Henry Martinson meint, das Reisen wäre „des Menschen vornehmstes Recht“. Ich finde eher, es ist ein Privileg, ein Geschenk, und es zu nutzen, ein sehr vornehmes und vor allem lohnendes Unterfangen.
Wir legen unsere Ferien meistens frühzeitig fest, und so kehrt bei mir schnell der Alltag ein. Es ist mir, wie wenn ich erst bewegt werden müsste, um mich innerlich lösen, an den Zielort denken zu können. Hat die Reise nicht wirklich begonnen, ist es, als würde ich mich beim Gedanken voraus in der Unwirklichkeit verlieren. Das hätte allerdings nicht nur bei dieser Reise unliebsame Komplikationen mit sich bringen können… aber zum Glück ist da noch Thinkabouts Wife, und diese Frau ist ganz anders gestrickt als ich. Da wird geplant und gelesen, geforscht und recherchiert. Und nie war dies so wertvoll wie dieses Mal: Schliesslich galt es, sich ein Bild zu machen von geschätzten sechseinhalbtausend Kilometern, möglichen Ausflugszielen und Übernachtungsgelegenheiten. Campingplätze oder zumindest Caravan Parks gibt es zwar die ganze Südküste entlang mehr als genug, aber es kann sich schon lohnen für die eigenen Knochen und zur Schonung der Kondition, die Spreu vom Weizen schon zu Hause zu trennen und zumindest Vertrauen erweckende Plätze oder besondere Bijous vorab ins Auge zu fassen.
In früheren Zeiten mag es ein Problem gewesen sein, an Informationen heran zu kommen. Heute ist die Schwierigkeit eher, nicht in der Informationsflut zu ersticken. Vor allem dann, wenn das Reiseland zu jenen gehört, die im Internet schon sehr gut dokumentiert sind, und das ist bei Australien der Fall. Auffallend vor allem, wie viele Nationalparks im Internet eine top-aktuelle Webseite unterhalten. Aber es gibt auch jene, die nicht unbedingt gleich verraten, dass gerade ein Teil des Parks ein Buschfeuer erleben musste und deshalb nur eingeschränkt besucht werden kann – oder einfach nicht mehr so lohnend erscheint. Da helfen dann Blogs weiter, die es zu Australienreisen zuhauf gibt und Informationen – und Fotos – aus erster Hand bieten.
Dies alles will gegoogelt und sonst gesucht werden – und dabei gehen Stunde, dann Tage und dann Wochen ins Land. Es entwickelt sich auch eine Dynamik, in der die Lust am Planen und Forschen schon mal in Stress umschlagen kann: Es ist dann nicht mehr wichtig, ob man eine bestimmte Information wirklich braucht, sondern nur noch, dass man sie nun, zum Kuckuck nochmal, auch finden WILL.
Hinzu kommt die Suche nach Kartenmaterial. Wir haben zwar bei Globetrotter gleich beim Buchen einen guten Strassenatlas gekauft. Für abgelegenere Strecken schien es uns jedoch ratsam, über Karten im Internet detailliertere Routenkenntnisse zu erlangen. Die haben wir dann auch ausgedruckt und von neuralgischen Punkten auch gleich die Koordinaten zu bestimmen versucht.
Das Resultat dieser Arbeit meiner Frau war vor Reisebeginn ein „Roadbook“, wie wir es nannten: Ein Ringbuch mit mehr als achtzig Seiten:
Ein Routenplan mit einer Zeittabelle und Distanzen
Informationen zu Sehenswürdigkeiten
Strassenkarten und Koordinaten
Wichtigen Basisinformationen wie Telefon-Nrn. etc.
Tja, und dann kam der Moment, etwa zehn Tage vor Abreise, wo wir uns damit zu beschäftigen begannen, wie wir denn mit 20kg Gepäck pro Person auskommen würden?
Und zwar inklusive Ausrüstungsgegenständen wie
• Einem Spannungsumwandler, der 12 Volt aus der Autobatterie in 24 Volt für Batterieladegeräte wandelt
• Batterieladegerät und – vor allem – den Batterien dazu…
• Akkus für Blackberry, Fotoapparat, GPS
• Mini-Solarpanel für Handy/iPod
• Einem sog. Steripen, einem Wasserentkeimungssystem der Firma Katadyn
• Starken Taschenlampen
• Kleider-Accessoires für hundskalte Nächte (zu Anfang der Reise erwartet)
• Und schweren Wanderschuhen.
Sowieso ins Handgepäck gehörten zwei Kameragehäuse mit Objektiv-Sets vom Makro bis zum grossen Zoom.
Angesichts der ersten Auslegeordnung, eine Woche vor Reisebeginn (jetzt lässt sich alles plötzlich Vermisste noch besorgen…) wird mir unsere technisierte Welt neu bewusst. Unheimlich, dieser Wust an Akkus, Kabeln und Geräten. Und dieses Gewicht… Ein Teil davon muss im Handgepäck unterkommen.
Doch schliesslich ist alles in drei Taschen verstaut, natürlich inklusive Reisenotizbüchern in sicherlich genügender Zahl, und eine lange Vorbereitungszeit mündet in eine Schlüsselübergabe: Die Wohnung scheint uns 6-Wochen-abwesenheitstauglich gemacht, dem Freund wird schon im Voraus für seine Wachsamkeit für Thinkabouts Wifes Pflanzen und ihre Sauerteigkultur gedankt, und los kann es gehen. Einchecken am Vorabend – mit ausgewiesenen 42 kg – noch einmal schlafen – und dann wird uns um die Mittagszeit in Zürich ein X-Hunderttonnenvogel in die Luft tragen – ein Vorgang, der mir immer ein Phänomen bleiben wird.