Reflexionen

In Wort und Bild gesehen, gedacht und gefühlt
Zum Betrachten, Nachdenken, Mitdenken, Vordenken
Mit Lebenslust ein Leben lang, mindestens


Australien 2007 - Tag 17

∞  11 September 2008, 07:00

Erlebt am 09. November 2007 – Mambray Creek (Camp Section / NP)

Durch die Hidden Gorge



Meine heutigen Tagebuchnotizen werden wohl etwas kürzer ausfallen, fürchte ich… Ich habe die siebenstündige Wanderung durch die Hidden-Schlucht in den Knochen und gehe auf dem Zahnfleisch. Wie das kam, werden Sie noch lesen können.

Thinkabouts Wife hat mich heute zum ersten Mal auf einem Fussmarsch an meine Grenzen getrieben. Ich kann es noch immer kaum fassen… dabei ist das ganz sportlich zu sehen (was es noch unglaublicher macht).

Der Weg durch die Schlucht ist malerisch und die Topographie harmlos. Guanas sind auch heute die Hauptdarsteller unterwegs –


neben den Kängurus, die auch in den Felsen und vor allem im kargen lichten Buschwerk am Eingang der Schlucht noch ihre Nahrung finden.

Der Weg steigt nur leicht an oder schlingert sich sogar ganz gerade aus dem Bachbett entlang. Ein paar enge Stellen, von Schutt oder richtigen Steinabbrüchen verstellt, sind zu überwinden, aber das ist alles kein Problem.
Wir finden auch einen schönen Rastplatz unterwegs, wo wir unsere erste Pause machen können.
Der Blick die Wände hoch wird in der immer enger werdenden Schlucht durchaus imposant, wenn auch leider die Sonne nur selten das Rot des Gesteins so richtig zum Leuchten bringt.




Der Ausstieg aus der Schlucht führt über einen sehr regelmässigen und nicht besonders steilen Anstieg auf einem gut ausgebauten Saumpfad, genannt “The Battery”. Doch Thinkabouts Wife läuft den Berg in einem Tempo hoch, das ich auch mit meinem Bergkameraden und besten Freund kaum längere Zeit laufen würde. Ganz offensichtlich ist genau diese Art Anstieg für sie mit ihren kurzen Beinen optimal – und für mich ganz und gar nicht. Dafür sind wir abwärts danach, aus den gleichen Gründen, für mein optimales Marschtempo viel zu langsam, was ebenfalls “schlauchen” kann. Zu allem Überfluss möchten wir unser zweites grösseres Picknick gerne an einem lauschigen Plätzchen machen, doch irgendwie will sich dieses uns nicht zeigen. Die Aussicht von oben war ja wirklich traumhaft schön, aber danach geht es oft und lange abwärts durchs Unterholz, das oft keinen richtigen Schatten her gibt – oder eine einigermassen nette Sitzgelegenheit. Und so kommt es, dass wir das durchziehen und die letzten 6 km am Stück zum Camp marschieren, wo wir dann am Ende der Tour unseren Proviant verzehren…
200m vor dem Zeltplatz rebelliere ich und setze mich auf dem Barbecue-Gemeinschaftsplatz auf die mächtigste Bank, die da überhaupt nicht steht. Dass es auch da noch keinen Schatten hat, ist ja wohl klar. Der ist heute einfach irgendwie nicht vorgesehen…

Ich bin einfach zu lange in zu unterschiedlichem Tempo, das zudem nie mein eigenes war, gelaufen. Und irgendwie war das genau in diesem Gelände für mich tödlich… Und natürlich ist mein Weib so was von deutlich zäher geworden – was mich umgekehrt genau so erstaunt wie es mich freut.

Natürlich schaffe ich danach den Weg zum Zeltplatz noch, äh zur Freiluftgarage, denn wir schlafen ja im Auto. Das Vordach habe ich übrigens wieder abgebaut. Wenn der Wind daran auch nur ein bisschen rüttelt, dann knarrt und schüttelt es im Auto, dass man zum Schlafen höchst meditative Fähigkeiten bemühen muss…

Platt auf dem Stuhl bleibt mir dann nicht nur vor Müdigkeit der Mund offen stehen: Ein Kookaburra macht mir die Freude, auf einem nahen Baum auf sein Fressen zu lauern.



DAS Fotomotiv des Tages, nachdem in der Enge der Schlucht nicht viel Gelegenheit für gute Fotos bestand, weil vor allem das Licht an diesem Tag etwas stumpf war… Möchte allerdings nicht wissen, wie ich angekommen wäre, wenn die Sonne noch mehr Kraft entwickelt hätte. Was machen die Leute hier eigentlich in der wirklichen Hochsaison? Mit mir wäre da nichts mehr anzufangen…

Chinesische Nudeln, süss-sauer. Meine Power-Frau hat auch nach dieser Wanderung noch die Energie, mir was warmes zu kochen. Ob sie mich auch noch ins Bett getragen hat, also, ins Auto, das verrate ich nicht.

Und morgen? Da warten 500 km Autofahrt auf uns – und die Aufgabe, zuvor in Port Augusta ein neues Zelt zu finden. Da sage ich dann mal schnell: Gute Nacht!