Unterwegs im Mekongdelta (Vinh Long)
Erlebt am 29. März 2009
[Karte rund um Vinh Long
Bilder: Album ]
Wir setzen über den Fluss, wo T uns bereits erwartet, um uns nach Vinh Long zu bringen.
Der Mekong verzweigt sich hier in 9 Hauptarme und unzählige Nebenflüsse, die gemeinsam das riesige Delta bilden.
Wir besteigen wieder einen Sampan, überqueren damit einen Hauptarm und besuchen eine Ziegel- und Terracota-Fabrik, die ihre Oefen ausschliesslich mit Reisspelzen befeuert, die auf grossen Schiffen angeliefert werden. Wirklich interessant, wenn auch nicht gerade kühl, ist es hier…
Mit an Bord ist ein „Offizieller“; der wohl sicherstellen soll, dass niemand den Leuten hier Flausen demokratischer Art in den Kopf setzt; die Südvietnamesen sind einiges aufmüpfiger und empfänglicher für westliches Gedankengut als ihre Landsleute im Norden. Das Ganze ist aber eher eine Proforma-Sache: der junge Mann war M’s Schüler in der Tourismusfachschule.
Offensichtlich ist es in einigen Provinzen Usanz (oder Vorschrift), dass Reisende ungefragt von einem zusätzlichen Guide begleitet werden – neben dem Reiseleiter, der von der Agentur angestellt ist. Der Ortsansässige soll wohl mit zusätzlichen lokalen Informationen einen Gewinn für die werten Touristen darstellen. Das ist, pardon, natürlich Blödsinn. Der Aufpasser dürfte in einer ganz anderen Firma angestellt sein als unser M. und wohl darauf achten, dass uns M. nur mit jenen Informationen versorgt, die für Touristen auch wirklich bestimmt sind. M. nimmt das locker und meint lächelnd, er würde den jungen Mann gut und schon lange kennen und jener könne nach wie vor viel von ihm lernen, er hätte ihn ursprünglich auch schon ausgebildet.
Der junge Aufpasser ist höflich, aber vielleicht könnte man es auch schleimig nennen. Ich wundere mich einmal mehr vor allem über das System und seine Jünger, die ich gerne mal fragen würde, was sie glauben, damit bewirken zu können? Ich bin auch nicht über den jungen Mann verärgert, gebe ihm am Schluss auch ein Trinkgeld. Ich frage mich allerdings, wie man als junger Mensch mit diesem Lebensinhalt zufrieden sein kann?
Die Situation ist – im Kontext dessen, wie wir Südvietnam ansonsten erleben – schlicht lächerlich, grotesk und absurd. Und gleichzeitig ist da das ungute Gefühl, dass solche Strukturen sehr schnell verbindlichen Druck aufbauen können, wenn das politische Klima rauer wird. Zur Zeit sieht man zwar im Süden wie im Norden (dort mehr) beflaggte Gebäude der Partei und so manches Spruchband, das über die Straße gespannt ist. Es gibt nur DIE Partei, die sich aber ziemlich pragmatisch gibt und soziale Marktwirtschaft mit der Möglichkeit von Privateigentum propagiert. China scheint da eine Art Vorbild zu sein. Die Vietnamesen haben vom Krieg, ja von der Politik ganz allgemein genug, und es ist klar: Zu viel Repression im Süden bedeutete Ausdünnung (durch Auswanderung), und die kann und will sich die Partei nicht leisten.