Reflexionen

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Siem Reap am Morgen: Um und in Angkor Thom

∞  18 Mai 2009, 06:50

ERLEBT am 20. März 2009

[Karten: Besuchte Orte um Angkor Thom am Morgen via wikivoyage.org und Central Angkor Thom via wikivoyage.org ]

Wir haben beide gut geschlafen und sind wach, bevor der Wecker klingelt. Beim Verlassen unseres klimatisierten Zimmers, glaube ich gegen eine Wand zu laufen: die Luft ist dermassen feucht, dass sie richtig zäh zu sein scheint, und 30° ist es bestimmt schon. Nach einem guten Frühstück fahren wir um 07:00 los. Heute wollen wir die beiden grössten und bekanntesten Tempelanlagen besuchen: Angkor Thom und Angkor Wat. Zuerst geht es zum Südtor von Angkor Thom, einem der fünf Einlasse in der 3×3 km langen Umfassungsmauer der letzten Hauptstadt des Angkor-Reiches, und das am besten erhaltene. Eine Brücke führt über den 100m breiten Wassergraben, die links und rechts von einer Reihe von je 54 Götter und Dämonen gesäumt ist, die eine Schlange tragen. Wir sind hier zwar nicht allein, aber bestimmt vor dem grossen Besucheransturm da und können das imposante Tor ausführlich bestaunen.

Die Strasse führt nun direkt zum Bayon, dem Hauptheiligtum, aber da sind schon die ersten Busse, weshalb wir erst um die Mittagszeit hier sein wollen, wenn all die Gruppen zum Essen gehen.

Wir fahren durch das ebenfalls wunderschöne Victory-Gate wieder raus aus Angkor Thom

und besuchen zuerst zwei kleinere, gut erhaltene andere Tempel: den Chao Say Tavoda

und den Thomannon.

Bei beiden sind wir wohl die ersten Besucher. Gärtner sind noch dabei, Laub zusammenzukehren, und einige Kinder spielen ausgelassen.

Der Ta Keo ist auch nicht weit; ein wunderschöner Tempel, aber leider nur notdürftig restauriert. Die Treppen sind in sehr schlechtem Zustand und ermöglichen so den freien Fall aus fünf Metern Höhe. Ich habe Michael versprochen, bei ihm die Rechnung zu begleichen, bevor ich da hinaufklettere:

Ein etwa vier Meter hoher Stein-Buddha neueren Datums sitzt in der An Tan Tho Pagoda, auf unserem Rückweg nach Angkor Thom. Den muss ich natürlich besuchen.

Durch das Victory-Gate kommen wir wieder in die Stadt Angkor Thom zurück. T parkiert das Tuk-Tuk auf dem grossen Parkplatz bei der Preah Pithu-Gruppe, wo es auch Shops hat. Für diese Tempel scheint sich ausser uns niemand zu interessieren, und so sind wir wieder ganz alleine in einem riesigen Park mit wunderschönen, alten Bäumen und ziemlich baufälligen Tempeln, die mich sofort in ihren Bann ziehen.

Hier ist der ideale Platz für ein Picknick, aber leider kommt starker Wind auf und aus der schwebenden Feuchtigkeit werden fallende Regentropfen, es blitzt und donnert, allerdings weiter weg.

Als wir zurück eilen, ist T daran, die Regenvorhänge des Tuk-Tuks herunterzulassen, dann suchen wir alle auch schon Schutz bei den Shops vor dem stärker werdenden Regen. Bereitwillig werden für uns Tisch und Stühle zurechtgerückt und ich habe keinen Augenblick das Gefühl, es werde erwartet, dass wir etwas bestellen. Das tun wir natürlich trotzdem, und zwar Kokosnüsse. Herrlich, dieser Saft! Es hat Kinder, die Andenken verkaufen wollen; sie sind anständig und höflich.

Wir lassen die Kokosnüsse halbieren und geben sie ihnen; sie essen das Fleisch daraus noch so gerne.

Mit der netten jungen Shopbesitzerin und ihren Freundinnen unterhalten wir uns angeregt und sitzen so fast zwei Stunden.

Die Planen sind erstaunlich dicht, es tropft nur selten durch, trotzdem ist alles feucht. Es hat deutlich abgekühlt, die Luft ist angenehm frisch und der Regen hat fast aufgehört. Alos ziehen wir unsere Fahrrad-Regenponchos an, die auch die Rucksäcke schützen und machen uns wieder auf unsere Besichtigungstour.

Der Tep Pranam beherbergt ebenfalls einen grossen, neueren Stein-Buddha und liegt mitten in einem Wald.


Ein freundlicher Mann winkt mich zu sich, gibt mir ein Räucherstäbchen, das ich dem Buddha opfern soll. Weiter führt uns dann ein schmaler Trampelpfad durch den Wald von Tempel zu Tempel.

WOHNEN IN DER NATUR


In Angkor Thom gibt es einige Anlagen, denen neu gebaute Tempel angegliedert sind – und Klöster. Nicht ganz untypisch, dass ich diese nicht fotografiert habe:Sie stehen auf Pfählen, und ducken sich doch fast unter die Bäume, die sie umgeben. Nehmen sich neben den Tempeln zurück. Sie empfangen Schutz und bieten welchen. Sie wirken behaglich, wie Oasen der Ruhe, sie haben durchbrochene Wände, mit Fenstern ohne Glas und manchmal ohne Türen. Sie wirken privat und sind doch auch nach aussen gewandt, bewohnt von Menschen, die sich nach der Natur richten und deren Leben noch von Regen und Sonne wirklich bestimmt wird. Ich fühlte mich mehr als einmal angezogen von der Atmosphäre, als wünschte ich, zu lernen, die Zeit fliessen zu lassen.

Nie sah ich da einen Menschen eilen, ausser ausgelassen herum rennenden Kindern.

Doch zu fotografieren gibt es da nichts, schien mir (was mir Vorbeiziehendem bezeichnend erscheint). Keine grossen Kontraste, Prunk schon gar nicht. Alles bleibt zweckmässig, und blitzte mal eine oranges Mönchsgewand auf, so erschien mir ein Photo zu kitschig, zu platt. Hier findet alles seine Ordnung und nichts stellt sich dar.

Jeder Wunsch zur Darstellung, zur Verkörperung, scheint auf den Glauben fokussiert zu sein. Auf den nahen Schrein, bei dem man jeden Tag die frischen Opfergaben finden kann. Schlichte, kleine, liebevolle Zeichen einer Erdung, die nicht nach der eigenen Bedeutung fragt, noch nicht mal nach der nächsten Aufgabe, um sich selbst abzulenken: Ein Leben, das jeden Tag einfach die Fragen von gestern wieder aufnimmt und daran nicht verzweifelt, wenn es auch heute keine Antworten findet. Wäre nicht gerade das bei uns ein weises Leben?


Gemütlich geht es weiter zum kleinen Preah Palilay.

Ein grösserer Tempel mit schönen Pools davor, ist der Phimeanakas. Eine steile Treppe führt hinauf, aber das lohnt sich wohl nur bei besserem Wetter (Aussicht?)

Der Baphuon wiederum ist schon seit Jahren so was wie ein Kunstwerk von Christo für Arme: Er wird restauriert und ist deshalb von der UNESCO vollständig verhüllt worden. Betreten verboten.

Es regnet wieder für ein paar Minuten und wir finden unter einer Palme guten Schutz und Zeit für ein feuchtes Picknick.

Auf der Strasse gehen wir zurück Richtung Parkplatz, während sich Karawanen von Touristen unter Regenschirmen von der Elefantenterrasse hinunter tasten…

und sehen uns noch die Terrasse des Lepra-Königs an, die für ihre Flachreliefs bekannt ist. Diese können mich allerdings nicht richtig begeistern, dafür hat die Figur, von der ich nicht weiss, wen sie darstellt, eine starke Ausstrahlung:


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Die Reiseberichte werden jeweils Ende der Woche in die Sektion GEREIST verschoben, und können dort “am Stück” nachgelesen werden.
Die Bilder des Tages finden sich gesammelt und grösser anzuschauen jeweils im Reise-Album *