Reflexionen

In Wort und Bild gesehen, gedacht und gefühlt
Zum Betrachten, Nachdenken, Mitdenken, Vordenken
Mit Lebenslust ein Leben lang, mindestens


Mongolei 2006 - Tag 10 (1)

∞  6 September 2007, 00:01

Erlebt am 16. Juli 2006, in Hovd


Wir sind dann mal rasch einkaufen


Bilder folgen später

Wir brechen auf – ohne eine weitere Exkursion zu den Wasservögeln: Der Himmel ist bedeckt, das Licht stumpf und grau.
Allerdings reisst er schnell auf, kurz bevor wir im ersten Dorf ein kleines, buddhistisches Kloster entdecken. Es ist klein, wirkt aber mit seinen Dächern mindestens so verspielt wie die beiden „Tempelhunde“ davor. Ansonsten sehen wir kein Bein. Menschenleer. Nicht das erste und nicht das letzte Mal.

Die Silhouetten der Berge rücken näher. Sie begleiten uns nun bis nach Hovd, wo wir schon bald eine Moschee vor uns haben! Spuren früherer Mandschurei-Herrscher.

Und nicht weit davon entfernt:
Ein Schwarzmarkt, der gar nicht schwarz ist, sondern für den sogar Eintritt verlangt wird, ganz offiziell. Die Frau ist dick eingepackt und samt dicker Sonnenbrille gegen den Staub vermummt.

Die Waren haben nicht nur Transporte in Schiffscontainern hinter sich – sie werden gleich auch in solchen zum Verkauf angeboten. Den gleichen Zweck erfüllen ausrangierte Benzintanks, die nun statt auf Lastern direkt auf dem Boden stehen, mit einer in die Stirnfront geschnittenen „Tür“ und einem eingelegten Bodenbrett: Fertig ist der Verkaufsladen. Und zu kaufen gibt es die unterschiedlichsten Dinge – und doch sind es auf jedem Markt die selben. Leider fehlt auch meistens das gleiche. So werden wir bis zum Schluss vergeblich nach Messern suchen, um unser „Besteck“ zu vervollständigen.

Was mir bleibt: Die Art Tabak, den sie hier verkaufen. Man kann wählen zwischen festen Blöcken oder geflochtenen Strängen.

Ein besonderes Erlebnis ist hier die Fleischmarkthalle, in der ein einziges Foto von mir einen veritablen Aufstand auslöst, bis ein Mann seine Marktfrauen in den Arm nimmt und demonstrativ zu einem Gruppenbild auffordert. Längst hat sich alles wieder beruhigt, bis auf die Fliegen auf der offenen Ware – und so tue ich als ob und wir machen, dass wir schnell wieder nach draussen kommen, vorbei an den süsslichen Düften abgeschlagener Schafsköpfe und an einzelnen Schafsfellen.

Ein ganzer Platz ist mit sicher zwei Dutzend Billardtischen übersät, die mässig genutzt werden, während sich in einer Ecke unter lautem Palaver Männer zum Bingo spielen niederhocken.

Fern der Fleischhalle bietet uns die Konkurrenz eine Wurst zum Probieren an. Ganz offensichtlich ist uns der Appetit nicht auszutreiben. Wir probieren – und sie schmeckt ausgezeichnet. Vermutlich Hammelfleisch. Ist gekauft!

Am meisten Strecke laufen wir für das Mineralwasser, ausgerechnet. Thomas schleppt die acht mal eineinhalb Liter zurück zum Auto.

Vorbei an hundert Ecken mit Süssigkeiten – es scheint keine ohne zu geben. Überall die gleichen nützlichen Dinge, die wir für unseren Camp-Haushalt absolut nicht brauchen können, aber eben keine Besteckmesser. Dafür ist Onos Kauf eines gefährlich aussehenden und tatsächlich sehr scharfen Hackbeils ein Volltreffer. Wir ernennen es auch zum Brotmesser und werden es bis zum Schluss schaffen, uns KEINE Finger abzuschlagen.