Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Wir Bessermeinenden

∞  21 Februar 2011, 20:34

Die Krisenherde häufen sich. Plötzlich ist die Rede von den Unterdrückten – zuvor gab es sie nicht, hatten sie alle kein Gesicht. Wir entwickeln entsprechende Sympathien. Ein bisschen Scham wäre auch angebracht.


Irak, Afghanistan, Ägypten, Libyen – es brennt an so vielen Orten auf der Welt. Und ich kann sie nicht mehr hören, die Statements der europäischen Politiker. Wie viele Krisenherde gibt es eigentlich weltweit, die nicht massgeblich mit verschuldet oder in Kauf genommen wurden durch die Interessenlage unserer westlichen Länder? Wir reden und dozieren bei fremden Kulturen von der Demokratie und reklamieren Menschenrechte, aber nur, wenn in erster Linie Öl, wirtschaftliche Prosperität und damit politische Sicherheit für uns selbst gewährleistet ist.
Praktisch kein Krisenherd, in dem der Westen engagiert ist, hat nicht Kräfte zum Gegner, die man ursprünglich selbst protegierte oder massiv unterstützte. Wir spielen uns in der Welt wirklich auf, als wären wir die Gutsherren. Und entsprechend sind wir in der Wahrnehmung dieser Länder immer Kolonialherren geblieben.
Wir täten gut daran, zumindest ein wenig leisere Töne anzuschlagen. Kein Mensch will der eigenen Regierung den Auftrag entziehen, sich so zu verhalten, dass die Sicherheit des Landes und Arbeit für alle erreicht werden. Aber es dürfte schon deutlichere Grenzen geben, wenn es darum geht, vor meuchlerisch mordenden Potentaten den verbalen und haltungsmässigen Kotau zu vollführen! Lehrt doch die Geschichte, dass die Schuld am Ende nicht nur eine moralische ist – sie muss auch abgegolten werden durch die Verwicklung in Kriege und zu leistende finanzielle Korrekturen im Wiederaufbau… Nur mag da der Zyniker einwenden: Es läuft doch alles bestens! Erst verdienen die Ölfirmen, gleichzeitig und danach die Waffenindustrie und danach die Baukonzerne, immer alimentiert vom Staat und dessen „übergeordneten Sicherheitsinteressen“. Es ist doch irgendwie zum K…tzen.