Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Winterblues

∞  10 Februar 2013, 19:38

10 Min Schreiben für zwei Minuten Lesen

Normalerweise hat man als Flachländer im Winter den Blues. Es fehlt die Bedrohung, die mächtige Kraft der Natur, der schwere Schnee auf dem Schieferdach – und der eingeschneite Wegbegrenzungspfahl am Strassenrand.
Dafür bekommt man als Städter ein undefinierbares Gemisch von Matsch, Kälte, Personen in Bussen, die niessen und einen an der Grippe teilhaben lassen, noch mehr sinnlosen Talk übers Wetter und mindestens fünf voreilige Ankündigungen des nahen Frühlings, bevor der nächste Kälteeinbruch obige Erfahrungen erneut abrufbar macht.

Doch dieses Jahr ist irgendwie alles anders.
Wir haben Schnee. Schnee und nochmals Schnee. Normalerweise sind 30 Tage mit Schnee schon sehr viel. Mit liegen bleibendem Schnee. Dieses Jahr pegelt sich das Thermometer knapp unterhalb der Regenfallgrenze ein, so dass uns der Schnee erhalten bleibt. Und nun also Eistage. Erst wollte ich sie nicht haben. Ich mag es nicht kalt. Doch nun geniesse ich es. Weil der Schnee auf den Bäumen gefriert, haben wir nun eine verschneite Winterlandschaft, wie sie sonst nur in Bergdörfern anzutreffen ist.

Es liegt nicht einfach Schnee im Vorbeigehen auf Dächern, Zinnen und Ästen. Er malt eine Landschaft, er lässt Zeit nicht nur für ein schnelles Foto, sondern für eine Staffelei. Dafür ist zwar auch nicht Zeit, ich weiss, aber selbst das Schneeschippen macht keine Mühe. Denn: Es ist erstaunlich selten nötig. Oder dann ist der Schnee nicht schwer, sondern flockig und recht trocken.
Da nehme ich sogar in Kauf, dass der Pflug regelmässig dann vorbei kommt, wenn ich eben die Garageneinfahrt geschippt habe.
Selbst der Nachbarin amüsiere ich mich darüber.

Es ist einer dieser Winter, die einen lehren: Es ist schön, vier Jahreszeiten zu haben. Es ist schön, neben der Vorfreude auf wärmere Tage den Augenblick zu geniessen und sich das Wetter nicht anders zu wünschen.

Fahren Sie sorgsam, aber geniessen Sie es auch, dazu angehalten zu werden, weil das schöne Leben eben auch lebensgefährlich ist. Mindestens im Ansatz daran erinnert zu werden, das schadet gar nichts, im Gegenteil. Es macht lebendig. In vier Sprachen übers Jahr verteilt.

Winterblues? Wintermärchen! In einer fortwährend wahren Fortsetzungsgeschichte.

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Dieser Text ist in 10 Min für meine Webseite Schreiblust auf Stichworte entstanden – und hier geringfügig verfeinert worden (einige Fehlerkorrekturen, Satzstellungen).
Leider greife ich viel zu selten auf dieses Format zurück, dabei liesse sich daraus bestimmt viel mehr machen.