Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Web-Altruisten machen ihren Gewinn

∞  11 Januar 2010, 18:54

Anhand meiner Erfahrungen mit der Blogbibliothek, auf die ich mir schon vorgestern erlaubt habe, hinzuweisen, möchte ich auf einen ganz besonderen Aspekt vieler Web-Atkivitäten eingehen.

Eine Web-Seite im Netz ist verhältnismässig schnell erstellt (zumindest ein Blog), und sie ist auch mit wenig Geld zu betreiben. Sie braucht eigentlich nicht viel, wenn etwas Beständiges aus ihr werden soll: Eine interessierende Idee, eine klare Struktur und sehr viel Herzblut. Und damit ist Zeit gemeint und Arbeit. Viel Arbeit.


Da solche Projekte oft ohne Chance auf finanziellen Erfolg angegangen werden, scheint es sich hier also um Phantasten zu handeln (welche wider alle Prognosen doch finanziellen Erfolg erwarten) oder um selbstvergessene Schöngeister, Internet-Verklärer, verschrobene Progammiercode-Fresser oder mehr oder weniger verkappte Selbstdarsteller, oder um beziehungsgestörte Menschen, die mit einem Computer besser interagieren können als mit jedem Schalterbeamten bei der Post (was dann nicht am Post-Personal liegen würde).
Aber damit ist die Palette möglicher richtiger und illusorischer Motivationen für solches Tun längst nicht erschöpft. In den grundsätzlichen Möglichkeiten des Internet schlummert vielmehr ein riesiges Potenzial, das von Menschen mit so genannt sozial-virtueller Kompetenz genutzt werden kann: Wort, Bild und Ton können mit minimalstem Aufwand gestalterisch ansprechend weltweit innert Augenblicken verfügbar gemacht werden, die Nutzung aller möglichen Quellen kann vereinfacht oder vernetzt angeboten werden, die Zusammenführung wildfremder Menschen mit ähnlichen Interessen ist eine Herausforderung, aber sie ist grundsätzlich möglich, und jeder Versuch kann etwas auslösen, das sich dann ohne weiteres Zutun verbreitet, potenziert, vervielfältigt – indem Menschen genau das tun, was man ihnen angeboten hat und mit dem sie mit dazu beitragen, dass sich die Idee und das Angebot oder die Information weiter trägt.

Es gibt Tausende von Internet-Nutzern, die auf kleinen und kleinsten Plattformen Knowh-how und Service anbieten für 60 Minuten die Stunde, also gratis. Warum? Nun, ein guter Teil von ihnen blickt einfach auf sich selbst, weiss, dass er dabei selber weiter lernt – und allen gefällt, wenn sie ein Problem lösen können. Viele Hilfesucher ziehen dann wieder ab. Wortlos. Sie haben konsumiert, das Problem ist gelöst. Habe fertig. Es gibt aber auch die anderen. Und gerade im Internet kann man lernen, dass ein einfaches Danke eben nicht nichts ist. Wir alle sind dafür empfänglich, und praktisch alle von uns merken, dass man gerne hilft. Sind wir vielleicht doch sozialere Wesen, als wir selbst vermuten würden?

Ganz spannend und äusserst ermutigend ist es, wenn man spürt, dass solches Tun ansteckend wirken kann. Ich glaube sogar, dass praktisch jeder, welcher sein Wissen im Netz gratis zur Verfügung stellt und sein Hilfsangebot nie lange zurück hält, Vorbilder im Kopf hat. Erfahrungen, die er selbst machen konnte. Reale Altruisten im Web (die sind nicht virtuell!) empfinden ihr Angebot meist als sehr lohnend. Und sie schätzen die Qualität, die ihre Arbeit behält, weil sich diese nie nach Klickzahlen allein richten muss, nach Ertrag oder Umsatz.
Es gibt Menschen, die ihr Angebot betreiben, weil sie zwei Dinge lieben: Das Thema, die Arbeit an sich – sowie eine konkrete Erfahrung: Dass jemand froh war drum. Mehr braucht es nicht. Die nächste Herausforderung und die nächste mögliche Hilfestellung kommt bestimmt. Und langweilig wird es eigentlich nie: Denn das Netz ist eine Wundertüte. Sie Alle sind Teil davon. Vielleicht machen genau Sie morgen DIE Entdeckung im Netz schlechthin. Und eigentlich immer steckt da ein Mensch dahinter. Denn trotz aller Virtualität ist im Netz der Weg für den Besucher der der Plattform, der Web-Seite oder dem Blog, bis zum Anwender, Gestalter, Anbieter, dem Menschen hinter dem Auftritt, sehr kurz. Zumindest bei den nicht kommerziellen Angeboten können Sie da ganz sicher sein. Denn auch diese Betreiber wollen ihren Lohn: Den Kontakt mit Ihnen, den Austausch, einfach das Lebendige. Ich wache Aufmerksamkeit, mit der Sie zur Entdeckerin, zum Erforscher werden.


abgelegt in und zum Blog[gen]