Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Platzhirsche auf Zeit

∞  25 April 2012, 14:29

Fünf der zehn grössten “Windkonzerne” kämen aus China, lese ich [1]. Und dass sich die deutschen Unternehmen davon nicht beeindrucken liessen. Gestern in der Nachrichtensendung 10 vor 10 waren chinesische Autobauer und ihre Absatzchancen in der Schweiz das Thema. Tenor da erst recht: Chinesen sind für Europa keine Konkurrenz [2].

Ich hoffe ja schon sehr, dass dies abseits der Presse-Statements ein bisschen anders gesehen wird… Man könnte die Auotindustrie z.B. daran erinnern, wie man früher mal über die koreanischen Marken Hyundai und Kia geurteilt hat, oder es liesse sich den Windenergie-Konzernen vordenken, ob das, was die Solarbranche gerade erlebt, nicht in allzu kurzer Zeit auch Gegenwind für die Windrotoren bedeuten könnte: Wird im Kampf der Energiesektoren erst mal jedes Register gezogen, geht es immer um einen subventionierten Kampf unter Staaten. Und da sind die Bandagen, die China kennt, verschwindend klein.

Der Wandel, den die Solarenergie-Politk gerade in Westeurpa erlebt, dürfte nicht unwesentlich auch vom Eindruck geprägt sein, dass heute praktisch alle führenden Hersteller von Solarzellen aus China stammen – auch weil sie über ganz anders subventionierte Produktionsstätten verfügen als z.B. Deutschland. Und dass es bis heute für keine einzige produzierte Solarzelle ein Endlagerungskonzept bzw. gar ein Recycling-Konzept gibt, wird die Chinesen auch frühestens dann kümmern, wenn sich daraus ein Geschäft machen lässt. Auf sie mit dem Finger zu zeigen, ist dennoch falsch, denn sie haben das ja wo gelernt.

Es ist ein Kreuz mit der Macht der Macht. Sie richtet sich immer auch nach innen und verändert und verdirbt jedes gutmeinende Prinzip. Mehr Gewinn, mehr Einfluss ist immer oberstes Ziel. Und so ist auch und gerade hier der globale Wettstreit einer, bei dem die einen sich Regeln geben, welche andere nie akzeptieren würden. Die eine Mannschaft spielt mit der Abseitsregel, die andere erklärt die für unerheblich und bestimmt, dass die eigenen Spieler den Ball auf dem ganzen Feld in die Hand nehmen dürfen. So kommt mir der Wettkampf auf der globalen Bühne manchmal vor – wenn auch nicht so offensichtlich. Die Welt hat sich eindeutig verrannt, und jedes Konzept, das der Globalisierung das Wort redet, ist womöglich heute Realpolitik: Die Welt findet sonst einfach ohne die eigene Seite statt. Korrigierende und sich wandelnde Konzepte, die in eine im Grunde anerkannt wichtige Richtung zielten, haben keine Chance, weil es Langzeitprojekte sind.

Wir denken aber in der maximal weiten Welt immer kürzer – weil sich in immer kürzerer Zeit immer mehr Geld verdienen lässt.


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Direkt-Links, gefunden via mycomfor.de:
[1] Chinesischer Angriff auf die deutschen Windkonzerne
[2] Chinesische Autos boomen, nur nicht in der Schweiz