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Macht und Leere - egal, mit welchem Papst

∞  12 Februar 2013, 17:38

istockphoto.com/Aaltazar: “Global Christianity”



Wie sehr wird der zurück getretene Papst ein Faktum bleiben? Es wird eine einmalige Situation entstehen, in der die Welt danach fragt, wie der Ex-Papst über eine Sache wohl denken mag – und genau diese Frage nicht beantwortbar sein darf.

Es ist anzunehmen, dass Benedikt der XVI. selbst keine grossen Schwierigkeiten haben wird, sich künftig komplett aus dem Pontifikat rauszuhalten. Aber wie steht es um seine Besucher, um Informationen, die, auf welchem Weg auch immer über das Denken des abgetretenen Papstes nach aussen dringen könnten? Es entsteht eine neue Möglichkeit für Ränkespiele der besonderen Art, in denen eine Mutmassung vielleicht schon ausreicht, für Unruhe zu sorgen.

Die nächsten Wochen werden wir damit verbringen, darüber zu spekulieren, wer Nachfolger werden könnte und sollte – und was die katholische Kirche und vor allem ihre Gläubigen dringend brauchen würden. Nur lässt sich das längst nicht mehr einheitlich für alle Katholiken beantworten – viel zu unterschiedlich ist die Entwicklung in der Kirche weltweit.

Sicher ist wohl nur eines: Wer wirklich Papst wird, ist wohl nicht so entscheidend. Die Kirche kann sich kaum von der Spitze aus erneuern, die Mechanismen der Macht sind eingespielt und schleifen den Reformwillen, so er denn besteht, schon zurecht. Die katholische Kirche ist, nicht nur aus den Skandalen um die Vatikanbank heraus ersichtlich, ein Machtgefüge, ein Staat im Staate mit undurchschaubaren Verbindungen sehr weltlicher Art. Der Name der Rose in Hochglanz vor dem Medienauge, das doch nur zu sehen bekommt, was den Interessen dient. So scheint es zumindest.

Der neue Papst wird wohl wieder ein Europäer sein – und damit ein Vertreter jenes Erdteils, in dem wie in keinem anderen die Säkularisierung voran geschritten ist. Nirgends ist die Abkehr von Religion und Spiritualtiät so ausgeprägt wie hier, nirgends hat sich der von Benedikt XVI. angeprangerte Relativismus so festgesetzt. Und das wird weiter gehen. Dagegen hilft auch kein Priesteramt für Frauen, keine Aufhebung des Zölibats – denn die liberaleren Voraussetzungen für kirchliche Ämter in der reformierten Kirche führen in keiner Weise dazu, dass die Protestanten weniger Mühe hätten, ihre Kirchen wieder zu füllen. Der Exodus geht unvermindert weiter, hüben wie drüben, und es ist nicht anzunehmen, dass sich das ändern wird.