Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Kein Recht auf Meinungsäusserung ist je garantiert

∞  7 Februar 2011, 19:42

Gerade auf diesen Seiten war schon oft davon die Rede, welche Bedeutung das Internet für die Politik haben kann und wie demokratisch es sich anfühlt, dass auf dieser Bühne die freie Meinungsäusserung UND das Gehör derselben gestützt werden kann. 



Nun: Zur Zeit ist hier Internet nicht oder nur beschränkt verfügbar. Es ist die zweite massive Störung innert weniger Wochen – und schon kenne ich das Gefühl, wie fragil dieses Medium doch eigentlich ist. Während es bei uns “nur” eine technische Frage ist, wird in Ländern wie Ägypten das Internet schon mal einfach abgestellt. Der mögliche Zugriff auf private Firmen erlaubt auch den Zugriff auf das Medium an sich. Die Verfügbarkeit und Nutzbarmachung von fast allem, Was wir nutzen und schätzen, ist von den Interessen anderer abhängig. Praktisch nichts steht uns immer und überall zur Verfügung. Jederzeit kann sich die Macht besonderer Einzelinteressen gegen die Mehrheit richten. Unsere Abhängigkeiten sind viel grösser, als wir in aller Regel eingestehen wollen. Und gleichzeitig lehren die aktuellen Volksbewegungen genau so wie die allerjüngste Geschichte, dass gegen den erwachenden Unmut der Mehrheit nichts hilft, wenn sie zur Welle wird. Vor allem und gerade dann, wenn diese Kraft ihre Gewalt nicht aus Waffen schöpft, sondern aus dem einfachen Verlangen, dass der einzelne Mensch endlich etwas zu zählen habe. So gesehen vollbringen die Menschen in Tunesien und Ägypten das Gleiche, was die Menschen jenseits der Mauer erreichten: Sie fordern Grundrechte ein. Und sie können und sollen es fordern, weil wir im Westen unsere eigenen Wünsche nach Profit und Sicherheit nicht länger in den gleichen Schubladen gewahrt sehen, in die wir Gut und Böse wohl allzu leichtfertig gepackt haben.

Die Tatsache, dass nichts je wirklich gesichert ist, kann Angst machen oder Mut. Es wird nie genug Frieden auf Erden geben. Die Kraft allerdings, den Frieden zu wagen, ihn aus Respekt für alle Menschen eines Volkes, ja, der Weltgemeinschaft als Ganzes zu fordern, wird nie dauerhaft zu lähmen sein.