Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


In dunkler Kälte

∞  4 Januar 2011, 21:30

Die Woche hat gut begonnen, und damit das Jahr: Eine problemlose Reise, ein netter Empfang, viel kameradschaftliche Hilfe bei einem praktischen Anliegen, aber auch in geschäftlichen Belangen. Ich denke gerne an den Rundgang um eine Schlossanlage zurück, deren Bilder ich später noch hier mit Ihnen teilen werde. Das Essen war sehr gut, die junge Bedienung süss, voller Eifer, unverdorben erwartungsvoll, was ihr das Leben wohl bieten wird, das Lachen offen und zutraulich – ich mag ihr nur gute Erfahrungen gönnen, auch wenn ich weiss, es wird anders kommen. Aber eine Sonne im Herzen lässt sich, hoffentlich, nicht so leicht ersticken.

Ich bin mittlerweile im Hotel. Es ist fast leer, hat eigentlich heute geschlossen, ich bin wohl im ganzen Gebäude nur einer von zwei Gästen. Es ist sehr still. Leer. Mein Kollege ist auf der Heimfahrt, hoffentlich ohne Probleme. Denn es hat wieder zu schneien begonnen. Ich fühle die Dunkelheit um mich herum und mir ist nach frischer Luft. Also rein in den Mantel und nochmals vor die Tür. Die Haustür ist geschlossen, das Schloss knackt, so dass es im Treppenhaus hallt, als ich den Schlüssel drehe.

Der Boden draussen ist nicht nur im Hinterhof des Hotels gefroren. Die Gehsteige, die Strassen, die Parkfläche gegenüber – alles liegt unter gefrorenem Schnee. Ich steige über Schneemaden und biege in eine Seitenstrasse ab. Ein reines Wohnquartier vermummt sich vor mir. Die Hauswände sind schwarze Mauern, die meisten Rollläden wurden runtergezogen.
Manchmal schimmert ein Licht durch eine Ritze, meist aber sind die Läden durchgehend lichtdicht geschlossen, und wenn sich ein Lichtreflex darauf bricht, kommt er von einer Aussenlaterne. Die Mehrzahl der Häuser liegt wie verlassen da, so dass mich der Schnee unter den Füssen, wenn er knarrt, unruhig macht. Sind die Menschen auf der Flucht?

Es ist mehrere Grade unter Null, die spärlichen Laternen werden von grauschwarzem Nebel umfangen, so dass das Licht wie hinter Milchglas gesperrt den Boden kaum erreicht. Meine Schritte sind tapsig, ich bin hier falsch. Kein Mensch ist zu sehen. Oder zu hören. Es gibt nur einen Ort, wo Leben ist: Ich gehe in mein Hotelzimmer zurück. Die Heizung ist aufgedreht. Sie wird ihre Wirkung tun. Und ich kann schon fühlen, wie sich die schwere, grosse Decke über mich legt, als wäre sie genau für mich gemacht worden…

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Wird wohl später in die Sektion ERZÄHLT verschoben
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