Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


SMS zum Tag: Glauben im Zweifel

∞  1 April 2013, 08:00

Glauben und Zweifel gehören zusammen. Fern von jedem Fanatismus will Glauben gerade dort Vertrauen suchen, wo Fragen brennen.

Gläubige Menschen werden in der nachchristlichen Zeit, wie die unsere schon genannt wird, gerne verdächtigt, sie würden die Verantwortung für ihr Leben abgeben und ihr Weltbild von gar einfachen Bildern bestimmen lassen, in denen es für Zweifel keinerlei Platz geben kann.

Das ist aber beileibe nicht das Rüstzeug, mit dem Gläubige unserer Zeit, egal welcher monotheistischen Religion, durchs Leben kommen. Damit mögen sie glühend für eine Kirche kämpfen, die kraft ihres Willens, die allein selig machende Botschaft zu kennen, Zweifel an sich schon ausschliessen will.

Als Mensch aber, konfrontiert mit den Fragen nach dem tieferen Ursprung des Lebens, seinem Sinn und Ende, ist der Christ unter uns mindestens so sehr kritischer, fragender Geist wie alle neben und vor uns auch. Wer an die mögliche Führung durch eine höhere Kraft glaubt, sucht und deutet die Zeichen in seiner Lebensgeschichte, im Umgang mit den Unsicherheiten im Jetzt und im Ausblick auf Morgen in der ständigen Suche nach Gewissheit, die nie allgemein gültig werden wird:

Gelebter Glaube bleibt Glaube – auf den man sich trotz aller Zweifel stützen kann, wenn man nur die Zeit aushält, in der die eigenen Fragen zu Antworten reifen können. Gerade im Umgang mit der Ungewissheit kann der Glaube Trost bedeuten, weil der Mensch darin die Demut lernen kann, damit umgehen zu müssen, dass er wenig bis nichts weiss. Wissen ist erlernbar, Glaube muss erfahren werden. Das kann ihn irritierend stark machen – fanatisch aber wird ein solcher Glaube nie, denn er vergisst nicht, dass er nicht gelehrt sondern nur gelebt werden kann.