Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Geld

∞  30 Oktober 2011, 20:47

Geld. Es ist für uns alle bestimmend. Ich habe welches und brauche es. Ich gehe mit meinem Geld um. Ich mache etwas mit ihm – und es macht was mit mir. Es macht die Erfüllung von Wünschen möglich – und weckt neue. Es lässt mich ruhig schlafen oder wach liegen. Es belastet mich, wenn zu wenig davon da ist – oder wenn zuviel da ist. Geld ist irgendwie nicht dafür gemacht, gleichgültig betrachtet zu werden.


Und gelänge es, wäre womöglich genau das verwerflich. Geld existiert irgendwie nie ohne Moral und lebt doch so leicht ohne sie. Geld trägt in sich immer den Keim der Gier: Geld kann einen Menschen auf diesen Geschmack der Herrschaft bringen. Geld macht Macht. Geld lässt wenig Menschen unbeeindruckt.

Vielleicht macht es einmal unabhängiger, nachdem man zuvor gelernt hat, dass es eigentlich dazu da ist, andere abhängig zu halten. Das gelingt dem Geld, weil es DAS Mittel ist, mit dem wir uns unter einander vergleichen. Irgendwie ist es dem Geld gelungen, als das objektive Mass für Erfolg zu gelten. Wir urteilen und verurteilen anhand von Äusserlichkeiten. Geld ist der schlagende äusserliche Beweis, gegen den es wenig Argumente gibt – oder viele, die bei Vielen nicht gehört werden. Gewinner wären nicht so attraktiv, wenn es Viele davon gäbe. Darum ist für die meisten auch meistens zu wenig Geld da. (Wenn man sich nicht selbst auf die Schliche kommt, ist nie genug Geld da.)

Geld scheint wie das Glück ein inneres (nicht das gleiche) Geheimnis zu haben, wohin es gerne fliesst, und wo es meistens nicht lange bleibt. Mit Geld umzugehen, ist nicht einfach. Wir lernen es wie viele andere Dinge auch durch Beobachtung und Imitation. An unserer Einstellung zum Geld erkennen wir, wenn wir einen ehrlichen Blick darauf werfen, sehr klar und deutlich, wie wir unsere Kindheit sehen, unsere Erziehung und unser Elternhaus beurteilen, worin wir unsere Antriebe zur Nachahmung wie zur Rebellion haben. Mit Geld und seiner Verwendung kompensieren wir gerne, ist denn einmal die Chance dazu da, ein empfundenes Unrecht. Wir belohnen oder bestrafen uns mit Geld, das wir ausgeben oder gerade nicht. Wir machen für unser Selbstverständnis ständig Anleihen in unserer Geschichte, und wenn uns Geld plötzlich in höherem Mass zufliesst oder entgleitet, ist das besonders stark zu spüren.

Der Umgang mit Geld ist ein ausgeprägtes Identifikationsmerkmal, und in diesem Punkt ein neues Verhalten zu lernen und darin Haltung, Konstanz und Balance zu erlangen, ist eine sehr schwierige Aufgabe. Wie gehe ich mit meinem Erbe um? Die Frage stellt sich lange, bevor ich tatsächlich zum Erben werde.