Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Ein wirklicher Anschlag auf die Religionsfreiheit

∞  28 Mai 2010, 19:54

In Lahore Pakistan haben Taliban bzw. fundamentalistische Moslems Ahmadiyya-Moscheen überfallen und viele Menschen erschossen. Dieser Akt der Barbarei legt auch für die hiesige Diskussion über muslimische Mitbürger und die Akzeptanz für andere unter uns und unter den Muslimen ein grundsätzliches Problem offen:

Aus muslimischen Kreisen habe ich im Zuge der Diskussion um die Minarett-Initiative und der Islam-Debatte nicht viele Reaktionen bekommen – ausser von muslimischen Gruppen, die sich nichts sehnlicher wünschen als eine Akzeptanz der Vielseitigkeit als Ausdruck echter Toleranz. Gerade diese Gruppen haben das im Raum stehende Verbot des Baus von Minaretten nie mit einer faktischen Behinderung der Religionsfreiheit gleichgesetzt. Das dürfte damit zu tun haben, dass diese Glaubensgemeinschaften innerhalb der muslimischen Welt ganz andere Formen der Einschränkung ihrer Regligionsfreiheit kennen und das, was sie bei uns antreffen und erleben dürfen, geradezu belebend, tolerant und brüderlich gemeinschaftlich empfunden wird. Entsprechend offen geben sich Gemeinschaften wie die Ahmadiyya-Bewegung des Islam in Zürich – wo ihre Moschee seit den 60er-Jahren zum Stadtbild im Balgrist-Quartier gehört und das Zusammenleben der Religionen wunderbar gelebt wird.

Was in Pakistan geschieht, ist sehr traurig – und grausam dreckig, denn es geht um Politik. Religiös motivierte Politik ist dabei stets fanatisch grausam und unmenschlich – und macht jede theoretisch intellektuelle Diskussion über Menschenrechte jeder Art lächerlich. Den Hintermännern des Attentats in Pakistan droht keine grosse Gefahr, denn stillschweigend wird die Zerschlagung moderater muslimischer Glaubensgemeinschaften geduldet bis begrüsst: Eine Sekte, wie die NZZ die Ahmadiyya-Bewegung nennt (???), die sich “Liebe für alle, Hass für keinen” auf die Fahne geschrieben hat, scheint für “die muslimische Sache” tendenziell subversiv und damit gefährlich zu sein.