Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Krux mit der Gratisarbeit

∞  25 Mai 2014, 22:52


istockphoto.com/Franck-Boston

Als ich vor mehr als sieben Jahren ganz bewusst entschied, fortan nur noch Teilzeit arbeiten zu wollen, freute ich mich darauf, zukünftig auch Aufträge annehmen und Arbeiten ausführen zu können, bei denen es schlicht um privates Interesse gehen würde – und um Unterstützung von Institutionen oder Privatpersonen, bei denen keine Entlöhnung oder höchstens Spesendeckung im Raum stehen sollte.

In der Tat arbeite ich heute mehr als jemals zu Zeiten, als ich ein offizielles berufliches 100%-Engagement hatte. Aber ich muss sagen, dass ich die Sache mit dem Lohn heute ein wenig differenzierter sehe. Tatsächlich hat es wohl mit dem zunehmenden Alter, aber auch mit der speziellen Konstellation zu tun, dass ich ungeduldiger werde, und mich dabei ertappe, dass ich mich viel schneller frage:

Warum tue ich mir das eigentlich an?

Die Tatsache, dass ich wo ohne Lohn mitarbeite, führt dazu, dass ich gegenüber Unzulänglichkeiten sehr viel schneller ungehalten bin, als zu Berufszeiten:

Kriegst Du einen Lohn, verpflichtet dich das zu einer gewissen Mässigung, und ein Schulterzucken ist manchmal viel dienlicher als das Gehabe, aus der Tatsache, dass ich meine Zeit und mein Wissen gratis zur Verfügung stelle, abzuleiten, dass es dann doch bitteschön etwas mehr nach meinem Gusto laufen müsste… Wobei ich das durchaus nicht nur auf die Richtung einer Arbeit, sondern auch auf die Qualität und das Tempo beziehe. Der (vermeintlich) Ehren-Amtliche bezieht die Dinge ganz anders auf sich als ein Lohnempfänger; er neigt dazu, seine eigene Einstellung gewissermassen zur amtlichen Ehre zu machen, und das kann verhängnisvoll sein.

Ich stelle fest, dass meine Geduld, mein Beharrungsvermögen und meine Ausdauer ganz allgemein eher abnimmt, und ich bin auf die Gründe, so weit sie in dieser Diskrepanz der Haltung, wie ich es hier beschreibe, liegen, nicht stolz. Aber ich habe auch noch keinen Weg gefunden, diese Haltung zu ändern – womöglich auch deswegen, dass ich mittlerweile tatsächlich keine freie Zeit mehr habe. Das wird wieder anders werden, aber bis dahin ist es bestimmt manchmal nicht einfach, mit mir zusammen zu arbeiten…