Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.


Kundendienst zum Zweiten

∞  27 September 2014, 15:50

Und das heute passt ins gleiche Bild wie das gestern :

Will man ein Programm auf dem Computer installieren, geht alles ganz fix von der Hand und das Programm nimmt gerne an, dass man selbstverständlich gleich noch ein paar Sonderfunktionen mit hochladen möchte. Will man das nicht, muss man sehr aufmerksam sein und die entsprechenden Kästchen deaktivieren.

Will man Programme aber deinstallieren, wird man bestimmt fünf Mal gefragt, ob man das wirklich will und womöglich gelingt es nachher wenigstens reibungslos.

Irgendwie frage ich mich schon, wie sehr die alles immer billiger wollenden Kunden und die manipulierenden Anbieter sich gegenseitig so hoch schaukeln, dass am Ende wirklich keiner vom andern mehr etwas hält.

Irgendwie macht einkaufen so keinen Spass mehr – und die Anwendung auch immer weniger. Denn die Programme werden ja in diesem Geist ganz bestimmt nicht besser.

Kundendienst?

∞  26 September 2014, 17:11

Ich habe es wirklich langsam satt…

Ich mache hintereinander drei Bestellungen per Internet – und habe innert Minuten drei Kundenbefragungsmails im Postfach, wie ich denn mit dem Service zufrieden wäre?

Ich habe das langsam satt! Alle tun so, als wäre der Kunde König – aber versuchen Sie mal, eine spezielle Frage zu stellen oder eine Telefon-Nummer oder eine Mail-Adresse auf einer Firmenwebseite zu finden, an die Sie Ihre Fragen stellen könnten.

Jede dieser Aktionen von Betreiberseite dient nur dazu, immer noch mehr Durchfluss in noch kürzerer Zeit möglich zu machen – aber der Kunde soll sich bei jeder Bestellung Zeit nehmen, um während 5 Minuten Fragen zu beantworten, wobei eines ganz sicher ist: Die fünf Minuten werden eher zu 15 Minuten werden…

Studienanfang

∞  19 September 2014, 22:43

Gespräch mit einem jungen Studenten. Sein Studium hat gerade angefangen, und er ist schon nach wenigen Tagen randvoll mit den neuen Eindrücken. Dazu gehört der Eindruck, in der Vorlesung nur Bahnhof zu verstehen… – und ich kann es nachfühlen!

Es ist ein sehr grosser Schritt aus dem Gymnasiumsbetrieb an eine Uni, wobei heute wohl schon mehr mit Zwischenprüfungen und Klausuren dafür gesorgt wird, dass sich Lernende im freien Studienbetrieb nicht verlieren. Vor allem aber haben sich wohl zwei Dinge verändert: Die Studenten scheinen mir heute zielorientierter zu sein. Der Anteil der Studierenden, die frühzeitig klare Ziele haben, ist grösser – und der Druck wohl auch. Dabei gilt doch auch, dass “Lernen” in Form von Weiterbildung heute laufend zum Job dazu gehört und auch noch später grundlegende Wechsel in der Ausrichtung angezeigt sein können.

Auf jeden Fall hat mich das Gespräch in alten Zeiten schwelgen lassen… Hm, ein Zeichen, dass ich wirklich alt geworden bin!

Mal gute Nachrichten?

∞  26 August 2014, 20:09

Waffenruhe in Gaza, Bestrebungen, den Krieg “endgültig” zu beenden. Sondierungsgespräche zwischen Russland und der Ukraine unter Teilnahme hoher EU-Funktionäre…

Irgendwie könnte die Welt mal ein paar gute Nachrichten gebrauchen, finde ich.

Und ich ertappe mich dabei, wie ich gar nicht so recht daran glauben mag, dass das

- ehrlich gemeint und – von Dauer sein kann.

Aber wer weiss? Zum Glück sitzt ja vielleicht mein Pessimismus nicht am Verhandlungstisch, sondern eine Art pragmatischer Realismus mit einer Prise Vernunft und einer Sehnsucht nach Ruhe…

Ein Nackenschlag

∞  13 August 2014, 21:53

Manchmal bekommt man mit, wie das Leben spielen kann. Kein Krieg weit und breit, keine unmittelbare materielle Sorge. Die Familie steckt voller Pläne. Dann klingelt es eines Abends an der Tür, und alles ist anders.
Die Mutter nimmt den Kleinen auf den Arm, während das Zweite Kleinkind im Kinderzimmer schreit. Sie öffnet die Tür, und draussen steht ein fremder Mann in Uniform und mit grauem Gesicht.

Sind Sie Frau X? Es tut uns leid… Ihr Mann hatte einen Unfall…

Mit einem Schlag ist alles anders. Und was eben noch ein Nest der Geborgenheit war, hat plötzlich keinen Boden mehr…

Wie schwer kann das Leben sein, wie leicht ist es für andere zu bewältigen? Nach welchem Plan wird uns was beschieden, zugewiesen, geschehen? Niemand vermag es wirklich zu sagen. Es gibt nur die Lebenskunst, die immer die Gegenwart bejahen kann – oder zumindest wieder dazu findet, und mehr Energie darauf verwenden kann, in die Zukunft zu blicken, als die Vergangenheit zu bedauern.

10 Min spontanes schreiben über: Zynismus

∞  7 August 2014, 17:23

Zynismus ist pure Rhetorik, die messerscharf daher kommt. Ich schneide die Worte ab, die ein anderer gar nicht mehr denken, geschweige denn aussprechen soll. Ich spüre blossen Unmut. Unwillen. Alles in mir ist auf Rechthaberei gestellt, ich mag den Konflikt nicht aushalten – oder gestehe dem anderen gar nicht erst zu, mit mir einen Konflikt zu führen.

Zynismus kann nicht streiten. Zynismus schlägt zu, und dann die Türe zu.
Zynismus ist eine Schutzhaltung, manchmal auch ein Angriff auf Vorrat: Vorbeugung, weil man ahnt, was einem blühen könnte, liesse man sich auf Repliken ein.

Zynismus ist für Rhetoriker eine grosse Versuchung. Wer gut formulieren kann, den verbalen Zweihänder auszupacken versteht, und sich dann auch noch gerne reden hört, der teilt schon mal aus, wenn der Gegner schon am Boden liegt.

Zynismus ist verschlagen, bösartig, er blendet hundert Dinge aus, um auf dem einen anderen Ding rumzureiten. Und er ist selbstgefällig, wird oft aus einer eigenen Verletzung heraus heraufbeschworen, und wenn den Rhetoriker dann nicht Paroli geboten wird, kann man sich wunderbar darin suhlen. Wunderbar? Verheerend! Denn solche Zyniker werden zu sehr einsamen Menschen, die sich am Ende nur noch bestätigen können, dass die Welt so schlecht ist, wie sie diese selber sehen.

Zynismus findet kaum Beifall. Lachen kann man darüber ganz bestimmt nicht, allenfalls mag man schäbig grinsen, wenn jemand anders sein Fett wegkriegt. Zyniker sind bösartig, und man wird ihnen immer unterstellen, dass sie sich einfach selbst nicht aushalten und deshalb über die Welt hinweg kotzen müssen.

Wenn ich zynisch werde, habe ich mich verloren. Dann ist es wirklich Zeit, die Klappe zu halten und zu sehen, dass ich nicht noch mehr anrichte. Wieder in die Spur kommen und aus dem Zynismus heraus Fragen zu stellen beginnen, kann helfen:

Warum mache ich das? Vielleicht folgt dann eine Entschuldigung gegen aussen – und vor allem eine Versöhnung gegen innen.

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eines der Ergebnisse aus meiner Schreibstube für spontane Texte zu Schlagworten

Untermieter

∞  23 Juli 2014, 23:01

Auf mich wartet ein Fotomotiv: Heute ist uns aufgefallen, dass unsere Wohnung Untermieter hat: Eine Amsel hat ihr Nest ausgerechnet zwischen Dachrinne und Sonnenstoren direkt auf die Rolle des Storens gebaut…

Sollten wir nun Schatten wollen, würden wir eine ganze Vogelfamilie ins Unglück stürzen. Wortwörtlich. Machen wir natürlich nicht. Dafür habe ich nun die Aussicht auf einen besonderen Schnappschuss – aber auch da will ich mich zurückhalten.

Amseln scheinen ganz allgemein ziemlich wenig wählerisch mit der Wahl ihrer Nester zu sein. Dabei sehen diese dann auch noch alles andere als besonders kunstvoll aus…
Ich kann mich da an ein anderes Nest erinnern: Da thronte Frau Amsel auf der beleuchteten Laterne am Eingang zu unserem damaligen Lieblingsthailänder.

Es scheint einfach jeweils schnell gehen zu müssen, und sobald die Jungen da sind, hat der Stress ja eh kein Ende mehr. Demnächst also vielleicht mehr in in diesem Theater.

Ausmisten - der Scheidepunkt

∞  19 Juli 2014, 22:29

Ich bin beim grossen Aufräumen gerade an einem Punkt angekommen, an dem es höchste Zeit wird, die Arbeiten abzuschliessen. Es ist der Tag, an dem man die Sachen dreimal in die Hand nimmt, und doch beim ersten Mal schon weiss, dass man sich einfach nicht entscheiden können wird: Behalten oder fortwerfen?

Es gibt diesen Moment, da wird der ganze Blast einfach zum Stressauslöser.
Ich vermute mal, dagegen hilft eines:

Eine Pause einlegen. Und dann glasklar so verfahren: Alle Dinge, für die man keine vernünftigen Gründe für ihre weitere Verwendung aufzählen kann, wandern in den Abfall, ins Brockenhaus, ins Altmetall, in die Haushaltgerätesammelstelle. Auf dass sie nicht weitere zehn Jahre einfach in einem neuen Schrank in der linken statt rechten hintersten Ecke ihr Dasein fristen werden, so unbemerkt, als wären sie entsorgt worden.

Aufbewahrtes

∞  17 Juli 2014, 17:27

Wahrscheinlich kennen dieses Phänomen viele: Wenn man damit beschäftigt ist, einen Hausrat zu räumen, stösst man auf so manches, von dem man sich fragt: Warum wurde das nur so lange gehortet?

Und dann schaue ich mich selber im Spiegel an, wobei ich in diesem speziellen Fall gar keinen Spiegel brauche, und stelle fest: Der Satz gilt auch für dich.
Und schon beginnt die Räumerei an vielen Fronten… das kann sehr stressig werden, aber bestimmt auch sehr befreiend.

Befreiend… so weit bin ich noch nicht, aber ich habe mir eine ganze Menge vorgenommen…

Es ist, wie wenn man eine Reise macht, und unterwegs feststellt, dass das eigentlich doch als so notwendig erachtete Equipement zu einem guten Teil nur Ballast ist…

Rödelei ohne Ende?

∞  15 Juli 2014, 20:25

Zum ersten Mal wieder etwas Alltag nach vielen Wochen voller aussergewöhnlicher Aufgabenstellungen. Aber nein: Es geht bereits weiter damit, und wir bekommen ein Gefühl, dass es mit die geösste Herausforderung sein kann, sich von seinen Aufgaben nicht erdrücken zu lassen.

By the way – wie machen das eigentlich frisch gebackene Mütter, womöglich gar noch alleinerziehend?

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