Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.


Kurz notiert: Feriengenuss

∞  23 Oktober 2014, 20:49

Ich sitze im Wohnzimmer und lasse meine Gedanken kreisen.
Und tippse vor mich hin.
Das meine ich nicht despektierlich.
Ich geniesse es.

In der Küche klappert Geschirr. Ich höre die Stimmen unserer Frauen, die mit dem Kochen begonnen haben. Was für ein Liebesdienst das ist, Tag für Tag! Wenn wir dann am Tisch sitzen, vor duftenden Tellern, wird aus der Vorfreude, die Genussfreude der bereits angeregten Sinne – ich esse, als wären die Speisen von Göttern zubereitet.

Und diese ruhige Stunde davor, wenn ich die Geschäftigkeit höre, selbst aber ganz die Ruhe geniessen darf – diese Stunde ist wie nichts Anderes hier Ferien. Und ich bin immer wieder neu dankbar dafür.

Verletzte verletzen ist leider oft viel zu leicht - und entsprechend hässlich

∞  8 Oktober 2014, 21:51

Ich kriege gerade mit, wie weh sich Menschen tun können. Und wie leicht es Personen haben, die ein Gespür für die Sehnsüchte verletzter Menschen haben, sich übers Netz so unwiderstehlich darzustellen, dass ihr alles geglaubt wird: Vor allem, dass sie besser sind als alle reale Sch…, welche die Zielperson doch schon so reichlich erlebt hat.

Und wieder wird Vertrauen erschrieben und erschleimt – und wie es rauskommen kann, muss, ist fast jedem klar, der neutral aus Distanz darauf blickt.

Für die angegriffene und ausgenützte Person aber ist es eine Katastrophe. Stalking, das über virtuelle Kanäle begründet wird, ist oft noch machtvoller, weil die Informationen, welche der Angreifer sammelt, sehr schnell höchst intim sein können.

Nicht nur unsere Kinder sind gefährdet, nicht nur Facebook ist ein gefährlicher Ort. Auch Blogs und reine Mail-Kontakte können enorm kompromittierend werden.
Logisch, mögen Sie nun antworten, und selbst schuld, wer sich eine Blösse gibt. Aber auf welchen “Kanälen” auch immer: Vertrauen, der Willen zur Öffnung gehört zu jeder Art Freundschaft, die sich entwickeln soll. Und es ist ein anhaltendes Unglück, das zutiefst verletzte Personen in der Regel genau jene sind, die nicht aus dem Erlebten vernünftig lernen können – es sei denn, sie verschliessen sich zukünftig komplett: Womit sie erst recht Opfer bleiben.

Eifersucht mit doppeltem Boden

∞  1 September 2014, 20:48

Ich bin der Eifersucht in meinem Leben häufig begegnet – so wollte ich diesen Artikel beginnen, in der vollen Überzeugung, wie zutreffend er ist. Dabei stimmt das nur bedingt. Ja, sie hatte Einfluss auf mein Leben – aber ich war dabei mehr leidender Beobachter und nie derjenige, der sich direkt mit Eifersucht konfrontiert sah – im Gegenteil. Darüber bin ich sehr, sehr glücklich, denn ich weiss, was Eifersucht anrichten kann! Immerhin habe ich dabei auch erfahren, wie sehr die Eifersüchtigen selbst unter ihrer Sucht leiden – ich schreibe das hier ganz bewusst so. Das ging so weit, dass Menschen in fortgeschritenem Alter ganz bewusst auf neue Partnerschaften verzichteteten, weil sie die Erfahrung schon gemacht hatten, dass sie dieses Gefühl einfach nicht in den Griff kriegen konnten.

Diese Schlussfolgerung macht ja dann schon wieder betroffen. Häufiger aber ist ja so was wie das Gegenteil: Der Eifersüchtige legt Massstäbe an, denen er selbst in keiner Weise standhalten könnte – und manchmal, ja manchmal scheinbar gar nicht will.

Es ist hart, wenn man als Partnerin alles in eine Beziehung investiert hat, Eifersuchtsszenen ausgehalten hat, womöglich gar platonische Freundschaften nicht mehr weiter pflegte, weil sie für den Partner ein ständiger Stachel im Herz zu sein schienen – um dann zu erfahren, dass genau dieser Partner seit Jahr und Tag keine Gelegenheit ausliess, fremd zu gehen…

Das für mich Ungeheuerliche an solchen Ansprüchen ist nicht die krankhafte Übertreibung an sich, sondern die darin oft schlummernde Falschheit – wie kann man mit einem solchen Missverhältnis von Verlangen und Geben am Morgen in den Spiegel schauen?

Fragen kostet nichts

∞  28 August 2014, 23:17

Neue Leute im Club. Vater und Sohn machen aktiv mit, fragen nach, möchten spielen, geben sich die ablehnende Antwort nicht schon im voraus selbst.

Der Vater spielt noch nicht lange Tennis. Er schlägt zum Beispiel von unten auf. Ein No-Go? Nö. Er hat einen Partner gefunden, der gemeint hat, er spiele gerne mit ihm die Clubmeisterschaften, und mit dessen Erfahrung haben es die beiden bis ins Finale geschafft.

Und nun hat er sich bei meiner Trainingsgruppe gemeldet, und er ist herzlich willkommen. Und sein Sohn hat mich einfach angesprochen, heute abend, ob ich mit ihm ein paar Bälle spielen würde? Ich alter Knacker! Natürlich wollte ich! Ich spiele super gerne mit Jungen und freue mich über ihre Fortschritte aus tiefstem Herzen. Nun, der Junge teilt mich schon jetzt ein. Na, ja, beinahe. Auf jeden Fall ist er ein ganz offener und freundlicher Kerl, und es ist schön, zu sehen, wie sich die Beiden wohl fühlen.

Und sie sind ein Beispiel dafür, dass Fragen nichts kostet: Abgelehnt werden kann man immer. Aber wer sagt denn, dass das eine Katastrophe wäre? Und wenn es dann überhaupt nicht geschieht, wie in diesem Fall, gibt es nur Gewinner.

Liebe - wie unterschiedlich auch immer sie sich zeigt, sie soll gewinnen

∞  23 August 2014, 22:12

Ich bin nun in einem Alter, in dem die Freunde ganz verschiedene eigene Lebensgeschichten geschrieben haben, und manchmal wird mir das bewusst: Wir alle, die wir uns in der Freizeit treffen, haben bereits einen gepackten Rucksack dabei. Und es ist durchaus faszinierend, wie unterschiedlich diese Wege sein können.

Heute ist mir das ganz besonders bewusst geworden:
Während bei uns nicht mehr viel bis zum dreissigsten Hochzeitstag fehlt, ist ein guter Freund seit wenigen Wochen frisch verheiratet – und es ist schön, dass ich mitbekommen darf, wie glücklich er ist, sie sind.

Und was ganz besonders Mut macht: Diese Liebe wirkt so erfüllt und jugendlich, kommt genau so rüber, wie wenn zwei junge Menschen sich finden, wagt alles wieder neu, und obwohl ich die Beiden “kenne”, vergesse ich dabei selbst manchmal:

Bevor diese Liebe möglich wurde, haben Beide schmerzvolle Erfahrungen in früheren Beziehungen gemacht und so manche Traurigkeit durchlitten, in der ein solches neues Zutrauen wohl unvorstellbar schien. Und das Patchwork, das man dann für sich findet und die Decke, die man sich und seinen verbleibenden Liebsten knüpft, wenn die Trennung mal vollzogen ist – wie sollen diese Relationen für jemand Neuen passen? Und dann darf sich das doch so erfüllen, und mein Herz hüpft vor Freude, wenn ich die Beiden sehe. Immer wieder.

Und dann blicke ich auf mein beschauliches Leben. Auf eine Ehe ohne Kinder, viel gemeinsame Arbeit, die Erfüllung vieler Werte, die uns für unseren Alltag wichtig waren – und all das Beschauliche wird ganz kostbar: Uns ist mancher Sturm erspart geblieben… Also wollen wir die Stürme, die mal von aussen gegen unsere Wände rütteln mögen, erst recht aushalten und uns vergegenwärtigen, wie kuschelig wir es haben, wie viel Kraft darin liegt, immer wieder ins gemeinsame Haus zu finden und die Hände in jene des andern zu legen.

Der Freund der Familie

∞  17 Juni 2014, 14:12

Ich hole die Post am Briefkasten, als neben mir Reifen quietschen und das unverwechselbare Unikum eines Gefährtes zum Stehen kommt: Es ist der Kleinlaster des Dorfhandwerkers. Pièrre kann einfach alles. Elektroinstallationen, maurern, Sanitäres – egal, was für ein Problem auftaucht: Pierre wird es beheben. Nach einem Berufsausweis fragt hier niemand, und ich käme auch nie auf die Idee, mich auf jemand anders zu verlassen als auf ihn – und weil wir häufiger etwas zu reparieren haben, ist er uns zum Freund der Familie geworden.

Pièrre geht bei uns ein und aus, auch wenn nichts kaputt ist. Und doch lässt er uns in Ruhe. Man ist gern für sich, fühlt sich aber nicht gestört, wenn man sich über den Weg läuft. Dann ist nichts wichtiger als das Gespräch, das man führen kann.

Und Pièrre wird bis zu seinem letzten Atemzug arbeiten – wenn Physis und Geist ihn lassen….

Reisen

∞  15 Juni 2014, 16:52

Zu zweit reisen ist einfach schön. Immer wieder dürfen wir dabei erleben, wie wir uns ergänzen. Einmal hat der eine mehr Power, dann wieder der andere. Und wenn beide auf dem Zahnfleisch gehen, nehmen wir uns eher zusammen, denn wir wissen – es geht nur gemeinsam besser.

Reisen bildet – auch wegen solcher Erfahrungen.

Ich bin Teil eines Superteams

∞  14 Juni 2014, 13:29


Foto von Rawpixel auf istockphoto.com

Ich bin wirklich viel unterwegs. Physisch, aber auch in Gedanken. Neue Aufgaben sind hinzu gekommen, Aufmerksamkeiten, die gewahrt werden müssen für Belange der Familie. Entsprechend laufen wir auf dem Zahnfleisch. Doch ich habe dabei etwas erfahren dürfen, was ich zuvor schon wusste – es dann aber erleben zu können, ist immer wieder schön:

ICH HABE EIN TEAM

Es macht unheimlich stark, wenn man vor Kunden so auftreten kann, dass, wer auch immer ein Thema behandelt, es im Sinne aller achtsam und kompetent tut und dabei niemand das Gefühl hat, er müsse sich profilieren. Die Erfolge sind ein Ergebnis des Teams, die Probleme gehen alle etwas an – und wenn dann das, was mich angehen würde, oft auch noch von Team-Schultern übernommen wird, dann bleibt mir manchmal vor Freude die Spucke weg, und ich bin sprachlos. Und das will bei mir was heissen…

Ich weiss, dass wieder Tage kommen, wo ich auch was zurückgeben kann – auf jeden Fall ist es schön, aber irgendwie auch folgerichtig, dass die Reaktionen der Kunden dazu im Einklang stehen: Selbst sie passen sich mal an, verschieben einen Termin, um mehr Zeit für die Erledigung einzuräumen, oder bieten es zumindest an, worauf wir dann wiederum alles daran setzen, dass das nicht nötig ist. Der Teamgedanke soll dann auch zum Vorteil des Kunden, erst recht der verständigen Kunden, sich im Resultat manifestieren. Und ja! Die Resultate stimmen. Manchmal denke ich: Es braucht mich gar nicht. Aus der Angst heraus, so was könnten andere auch denken, versuchen sich manche unentbehrlich in Abläufen zu machen. Das war bei mir nie der Fall. Ich glaube, dass, habe ich so was nötig, nicht nur ichselbst schon verloren habe – sondern die Firma auch nicht die bestmögliche Funktionalität garantiert bekommt.

Darum also ist mein Team auch dafür verantwortlich, dass wir Erfolg haben. Als Mannschaft gewinnen macht einfach mehr Spass. Finde ich. Und Niederlagen fürchte ich nicht.

Der demütig frohe Erdenbürger

∞  11 Juni 2014, 21:57


istockphoto.com, foto: williv

Mein wichtigster geschäftlicher Ansprechpartner ist eine Generation jünger als ich – immer wieder komisch, mir das einzugestehen…
Er wirkt auch entsprechend erfrischend auf mich ein und seine Vorgehensweise ist oft um einiges entspannter, als es die meine vielleicht wäre. Wir ergänzen uns, finde ich, gut, und es ist schön, festzustellen, dass wir unsere Verkäufer-Egos im Schrank lassen können, immer hübsch auf ein gemeinsames Ziel fokussiert.

Er erzählt mir vom Fortschritt der eigenen privaten Projekte. Mein Kollege befindet sich hübsch geradlinig auf dem Weg zu Frau, Haus und hoffentlich mal Kind, und die Vorstellungen, die er sich dazu macht, sind alle sehr fokussiert, bemerkenswert realistisch und klarsichtig aber optimistisch. Was mir aber vor allem andern gefällt, und was uns wohl auch ein bisschen verbindet, ist die Haltung gegenüber dem persönlichen Glück wie gegenüber allfällig auftauchenden Schwierigkeiten: Ich mache bei ihm jene Art von Demut aus, die jedes persönliche Glück – aber auch geschäftlichen Erfolg unter die Beachtung einer ehrlichen Demut stellt: Nichts, was gelingt, ist selbstverständlich, immer gehört dazu auch ein wohlwollendes Geschick der Umstände und eine Gunst, die man wohl nützen mag und wofür man dann auch geschaffen sein muss – oder fähig, die Vorlagen auch umzusetzen. Aber nie gibt es einfach nur den Erfolg, den, seht her, ich allein erreicht habe.

Und es mag nicht Bedingung sein, aber es ist eine Art Lebensbprogramm, die dann eben über das momentane Glück hinaus Zuversicht bedeutet und Zukunftsglaube: Es gibt eine ganz natürliche Religiösität, die völlig unaufgesetzt eine Haltung beinhaltet, welche um das einzelne Ereignis nicht mehr Aufhebens macht, als ihm auch zukommen mag. Alles ist in allem eingebettet in einen Plan, dem man getrost nachspüren darf und in dem man geborgen bleibt – in einer höheren Fügung.

Wer dies für sich sagen und glauben kann, hat allen Grund, mit einer gefestigten Gelassenheit jeden neuen Tag zu erwarten. Mit solchen Menschen lässt sich arbeiten. Er hat in mir einen (sic!) dankbaren Kollegen.

Mensch!

∞  27 Mai 2014, 22:17

Machen wir mal ein Gedankenspiel:

Sie bekommen Geld anvertraut, sagen wir, ein paar Millionen, und sie haben die Aufgabe, damit sinnvolle Entwicklungsarbeit zu leisten. Konzentrieren wir uns mal nicht auf die Art der Arbeit, auf Rechtsformen von Stiftungen und dergleichen, auf möglichst wenig Bürokratie. Nein, es geht einzig uns allein darum, den Zweck zu bestimmen, dem diese Gelder zugeführt werden sollen. Und Sie bekommen keine Giesskanne in die Hand gedrückt, so dass sie verschiedensten Pflänzchen ein bisschen Wasser gönnen können, damit alle am Schluss etwas davon haben. Nein, Sie müssen selektieren und sich für EIN Thema entscheiden.

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Milchpulver für die hungernden Kinder? Impfprogramme für Kleinkinder? Spitalprogramme?
Geringere Kindersterblichkeit verschärft das Problem fehlender Schulungsmöglichkeiten. Ich weiss, das ist zynisch. Aber es ist genau so zynisch, ein Kind durchzufüttern, um es dann ins Elend zu entlassen.


istockphoto.com/JBryson: Faith

Nein, ich glaube, ich würde das Geld für Bildungsprogramme einsetzen – und ich würde es noch mehr eingrenzen: Ich würde Projekte unterstützen wollen, die nicht nur Bildung für die Kinder ermöglichen, sondern auch einen Beitrag für die Verständigung unter den Religionen leisten. Interkonfessionelle, interreligiöse Programme, in denen sich die Muslime und Christen nicht die Köpfe einschlagen, sondern neugierig von einander lernen. Oder Programme von Schulen, an denen Schiiten und Sunniten problemlos zusammen vorwärts kommen können.

Die Ursachen, welche uns Menschen hindern, von einander zu lernen, gehören bekämpft. Und zwar entschieden. Denn umgekehrt geht von Menschen, welche diese echte, bewusste Toleranz lehren und leben können, eine unheimlich grosse spirituelle Kraft aus, und eine Energie, welche in uns allen die Begeisterung für das Miteinander neu fördern könnte. Und daraus wächst Hoffnung für die Welt, die rein gar nichts mit Naivität zu tun hat.

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