Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.


Nichts

∞  22 November 2013, 16:24

Warum ist das Nichts so still?

Tauche ich in die Leere,
schreit doch auch alles in mir.

Verwandtschaft und Familie: Kette oder Zusammenhalt

∞  26 Mai 2013, 08:32

SMS zum Tag:

Ist es Schein, Contenance, Haltung oder gar Geborgenheit? Verwandtschaft als Mysterium. Wer welche hat und in ihr lebt, ist zu beneiden – oder zu bedauern?

So, wie es “Die Ehe* nicht gibt, so mag es auch “die Verwandtschaft” nicht geben. Alles kann doch persönlich ausgestaltet werden, lebt von der Interpretation und dem Gehalt, den man den Konventionen gibt.

Aber nicht nur.

Es wird gesellschaftlicher Druck aufgebaut, es lässt sich leiden unter dem Joch der verlangten Zugehörigkeit – oder man kann gar darunter flüchten. Dazu gehören ist wichtiger als frei atmen zu können? Schutz und Rolle sind besser als Ungewissheit und Outstanding?

Es ist unheimlich schwer, sich aus dem “man tut” zu lösen, denn dieses ist eingeimpft und aufgesogen worden durch Jahrzehnte der Erziehung, Tradierung, Autoritäten von Eltern und Grosseltern. Und das, was heute Kinder vorgesetzt bekommen, ist nicht wirklich die Alternative: Grosse Lücken in den Leitplanken, fehlende dauerende Bindeglieder, in deren Führungsschatten die Welt der Erwachsenen imitiert und doch immer wieder aus ihr ausgebrochen werden kann.

Rebellion – gibt es sie heute noch? Sie mag bald wieder aufkommen. Aber nicht, um für eine Idee zu kämpfen, eine Ideologie, Umwelt oder Demokratie. Es kommt wohl wieder die Zeit der schieren Existenzkämpfe, der Protest gegen Arbeitslosigkeit, fehlende Ausbildungschancen. Gewalt aus der Not, Randale der Wut. Wo sind die Familien, deren Schutz vielleicht schon bald wieder so notwendig wäre. Lebenswichtig womöglich. Weil es keinen anderen Zusammenhalt gibt, auf nichts Verlass ist, auf kein stipuliertes Recht, das politisch nur Manövriermasse darstellt, mag die Not nur gross genug und die Macht wirklich gefährdet sein.

Katastrophen, hausgemacht

∞  25 Mai 2013, 08:20

SMS zum Tag:

Versagt die Technik, ist es mit der Gelassenheit oft schneller vorbei, als wenn es gälte, sich einer wirklichen Katastrophe zu stellen.

Mein neues Smartphone kann fast alles. Nur das Telephonieren damit fällt manchmal schwer. Teilweise waren keine ausgehenden Telefonate möglich, und erreichen konnte man mich auch nicht. Bestenfalls schaltete sich direkt die Combox ein. Da ich geschäftlich die nächste Zeit viel unterwegs bin, dachte ich mir: Na super! Freitagmittag, ungelöstes Problem, bald Wochenende – und wie dann bitteschön den nächsten Wochenanfang bewältigen?
Wieder mal fluche ich dabei über das, worüber wir alle immer fluchen in solchen Fällen: Das schlechte Timing und das Phänomen, dass in so genannten Kundencentern auf Webseiten alles zu finden ist, nur nicht die richtige Telefonnummer für den technischen Support.

Nun, was soll ich sagen: Das Problem ist – wahrscheinlich – gelöst. Schlussendlich hatte ich eine sehr freundliche Dame an der Strippe, die sich kompetent durch den Dschungel bockiger SIM-Karten kämpfte, ohne dass ich kurz vor Ladenschluss noch in den Telekom-Shop hätte spurten müssen, um was auch immer neu oder als Ersatz einzufordern. Am Smartphone, das kein Handy sein wollte, liegt es auch nicht, so dass ich also mein Spielzeug weiter benützen und mich darin einarbeiten, äh verlieren kann.

Als Fazit bleibt: Ich habe ob des plötzlich auftauchenden “Problems” total die Übersicht verloren, das Hiflsbedürfnis meiner Frau im Garten, Zeitbedarf 10 Min., hintenan gestellt, stattdessen in der Hotline Däumchen gedreht, bis das Problem gelöst war. Das dauerte nicht 10 Minuten, sondern so lange, dass es mittlerweile zu regnen begonnen hatte und meine Beste also in die Röhre schaute, sprich ihre Arbeit nicht zu Ende führen konnte.

Hätte mein Smartphone halt ein wenig länger gezickt, wäre ich ein brauchbarer Hilfesteller und kein Fallensteller für das Gartenprojekt gewesen, das Problem mit dem Mobil-Knochen wäre eine (grosszügig gefühlte) halbe Stunde später gelöst worden – und ich hätte völlig souverän noch konstatieren können, dass mich in dieser ganzen Zeit kein Schwein sprechen wollte. Aber eben: Eine unvermittelt auftauchende kleine technische Hürde verursacht in zivilisatorisch pervertierten Menschenköpfen Adrenalinschübe, als ginge eben am Hang über eben diesen Köpfen ein Erdrutsch nieder. Oder fast. Denn das ist es ja wohl genau: Würde man sein Auge erst auf die wirklich gegenständlichen, realen Erfordernisse seines Alltags richten, so würde man den Garteneinsatz leisten, so lange es trocken ist, und danach um so trockener im Büro sitzen. Würde umgekehrt der Wind am Gerät rütteln und sich bis unters Dach aufplustern, so befände man sich schnell in der Lage, mit klarem Kopf mal schnell zu fragen: Was ist jetzt wirklich zu tun?

So lange wir uns unsere Katastrophen so leicht selber schaffen können, haben wir uns ganz offensichtlich zu wenig frische Luft gegönnt.

Druck

∞  24 Mai 2013, 07:31

SMS zum Tag:

Spitzensportler sind Spitze, weil sie mit Druck gut umgehen können. “Sehen” wir alle. Wir fiebern ja mit, sind Teil dieses Drucks. Und was fordern wir von uns?

Manchmal ist schon der eigene Vorsatz Hadernis genug, über das sich ohne Ende reflektieren lässt: Der Vorsatz, einen täglichen Blogeintrag zu schreiben, aktuell in Form dieser SMS-Gedanken, zum Beispiel. Wieder aufgenommen, und just wieder mit dem ungefragten Druck ausgestattet, selbst von mir erwartet: Täglich. Niemand hat mir das vorgeschrieben. Aber vielleicht ist es ja auch so, dass, wer den eigenen Inhalten eh nicht immer Substanz zutraut, sich gerne in dieses “Immerhin” flüchtet: Er schreibt täglich. Wer macht das schon in dieser Konsequenz?

Und dies ist wirklich Mysterium an dieser kleinen, stillen, banalen eigenen Herausforderung:

Der Moment des schwarzen Bildschirms, meist in der ersten Stunde nach Mitternacht, wenn ich diese Texte für den neuen Tag verfasse, in einem Textbearbeitungsprogramm Q10, das sich dadurch auszeichnet, dass es ausser der Zählung der Anschläge eigentlich gar nichts bietet. Es wartet mit dem Bildschirm auf den ersten Anschlag in orange auf schwarzem Grund. Und ich warte auch. Denn es ist praktisch nie so, dass ich schon weiss, worübe rich schreiben will. Das einzige, was ich weiss, ist: Jetzt muss ich. Und dann suche ich nach einem Begriff, mit dem sich ein Eindruck, ein Erlebnis, ein Text festmachen lässt, der Teil des Tages war. Heute fand ich so das Wort “Druck”, und daraus wird dann Kurztext und Ausführung.

Aber diese Zeit, wenn ich weiss, “ich muss noch”, ohne die geringste Ahnung zu haben, was ich schreiben soll… und dann setze ich mich vor die Tastatur, blicke ins schwarze Nichts und bin manchmal überzeugt: Heute kommt Dir nichts in den Sinn. In diesen Momenten spüren ich auch sehr genau, wie müde ich bin.

Und dann finde ich plötzlich einen Einstieg. Und am Schluss steht da ein Text, ob gut oder schlecht, von dem ich weiss: Ohne diesen mir selbst auferlegten Druck wäre er nie geschrieben worden.

Probleme sehen - oder eben nicht

∞  23 Mai 2013, 07:50

SMS zum Tag:

Es gibt Menschen, die sehen keine Probleme.
Was, wenn sie recht haben?

Ich kann fast durchdrehen, wenn ich sehe, dass sich “alle Welt” einen Deut um genau diese Welt schert. Wenn sich niemand kümmert, dann bekümmert mich das.

Es gibt aber auch jene mir durchaus sympathischen Menschen, die aufrichtig zu mir sagen können: Über was du dir alles Gedanken machst?! – Mich treibt das nicht um.

Es gibt immer welche, die “es” leichter nehmen als andere.

Sie haben manchen Strauss weniger auszufechten; aber ist das lockere Leben auch wirklich Lebenskunst? Was verpasst wer mit welcher Haltung?

Die Diskussion ist theoretisch, ich weiss, denn wir alle können nicht aus unserer Haut. Dennoch bleibt es für mich ein Mysterium, wie unterschiedlich schwer wir das Leben nehmen, welche Gedanken wir uns dazu machen und wie unterschiedlich intensiv wir nach dem tieferen Sinn in Allem suchen.

Die Frage: “Wer bin ich?” stellt sich nicht jeder gleich intensiv, und mancher ist mit einer einfachen, oberflächlichen Antwort zufrieden, definiert sich biologisch und hat zum Rest, der für ihn Mutmassung ist, ein Schulterzucken übrig.

Aber jedem kann die Decke auf den Kopf fallen, der Unterschlupf für die eingenisteten Gedanken wegbrechen. Oder? Ich bin mir nicht sicher. Wer viel reist, stellt erstaunt fest, wie unterschiedlich Menschen unterschiedlicher Kulturen, ja schon Europäer verschiedener Nationalitäten “Wohnqualität” definieren. Der Wert, den wir Elementen unserer Behaglichkeit, unseren Umständen zuordnen, ist enorm unterschiedlich. Und ich glaube, dass ähnlich verschieden der Zugang sein kann, den wir zur Seele finden. Womöglich braucht noch nicht mal jeder das Gefühl, eine zu haben.

Wir können Menschen gleichen Alters sein, und ein so unterschiedliches Verständnis von uns selber haben. Was für den Einen Wissen ist, bleibt für den Andern Mutmassung.

Und während all dieser Gedanken, in all diesen Leben, geht die Zeit dahin.

Die gepresste Zeit

∞  22 Mai 2013, 07:42

SMS zum Tag:

Stress ist gepresste Zeit. Wofür sind denn all diese elektronischen Agenda-Systeme, welche nichts anderes tun, als diesen Stress fein säuberlich aufzulisten?

Ich erlebe es selbst: Wenn ich nicht im Reinen bin mit meinem Zeitplan, dann beginnt meine Wirrniss schon mit der Erfassung eines neuen Termins. Ich kriege ihn nicht gebändigt – warum habe ich ihn denn angenommen?

Interessant ist auch, wem wir was zumuten: Der Partner kann doch muss doch verstehen, dass “das” wichtig ist. Der entfernte Bekannte aber soll nicht akzeptieren müssen, dass mir just dieser Zeitpunkt gerade nicht passt?

Immer wieder fällt mir zudem auf, dass kein elektronisches Agendasystem so gut sein könnte, dass es das Gefühl des (Geschäfts-)Reisenden, ausserhalb eben dieser Agenden zu stehen, aufheben könnte. Selbst bestandene Verkaufsmitarbeiter, die viel auf Reisen sind, bringen ihre nächsten Bürotage durcheinander: Wir sind nicht für jedes Durcheinander gemacht. Für Begegnungen schon. Aber unsere innere Agenda kennt einen Terminpunkt, den wir oft unter den Tisch fallen lassen: “Verarbeitung des Erlebten.”

Wir haben Stress, weil wir das Vergangene unverarbeitet mit uns mit schleppen und das Kommende schon hinter uns haben möchten. Man stelle ich vor:
Wir sind komplett zufrieden mit dem gestern Erlebten, haben es am Abend nochmals rekapituliert, und freuen uns nun, ganz neugierig, auf das, was heute kommen wird, vereinbart für eine echte Lücke in unserem Terminkalender.

Scheinbar Gewöhnliches

∞  21 Mai 2013, 08:02

SMS zum Tag:

Das scheinbar Gewöhnliche ist oft das Wunder, und wer es erkennt, dessen Leben ist farbig und reich.

Nehmen wir die Hand. Sie hat vier Finger und einen Daumen. Während wir als Mutter oder Vater noch in Verzückung geraten, wenn unser Baby zum ersten Mal unseren kleinen Finger zu greifen vermag, wird uns das Funktionieren der Hand, das Greifen, Umfassen, ja das Handwerken selbstverständlich.

Dabei ist insbesondere das Zusammenspiel der Finger der Hand mit unserem Daumen ein ganz phantastisches Wunderwerk der Natur. Was wir damit an Gestaltung unserer Umwelt bewerkstelligen können, ist pänomenal. Der Daumen ist, gerade in seiner Klarheit und Verständlichkeit seiner Konstruktion, ein Wunderwerk.

Und wir können diesem unserem Werkzeug zusehen, wie wir es ganz selbstverständlich täglich brauchen, ohne nachdenken zu müssen, und die Spanne zwischen sensibelster, feinster leisester Bewegung oder Berührung und respektabler Kraftausübung mit der Hand ist absolut erstaunlich.

Wir mögen unsere Geschicklichkeit durch Talent und Übung verbessern, Unterschiede zwischen einander schaffen, aber die Funktionsfähigkeiten der Hand und ihre Möglichkeiten, Gefühle damit auszudrücken, sind uns allen gegeben – wie auch die grundsätzliche Chance, darin täglich wieder ein reales Wunder zu sehen.

Missionar oder Ratgeber?

∞  20 Mai 2013, 08:36

SMS zum Tag:

Eine Mission zu haben, ist ein erhebendes Gefühl. Es kann beflügeln oder benebeln.

Eiferer ersetzen den Zweifel durch eine Doktrin, Gesandte sind von einer eigenen Erfahrung oder einer Überzeugung erfüllt, und vermögen dennoch, zuzuhören. Wer jedermann das eigene Fazit überzustülpen versucht, hat meist gar nicht richtig zugehört.

Die schlussendlich greifenden Ratschläge für noch so komplizierte und vertrackte Lebenssituationen und Nöte können tatsächlich simpel sein, simplifiziert wird die Not dabei nie. Zu allererst muss ihr zugehört werden, muss sie erfasst und gefühlt werden. Nur dann kann ein Rat greifen, ein Weg glaubhaft aufgezeigt werden.

Und: Was braucht es eine Mission, wenn die individuelle Not in der Person eines Menschen vor einem steht? Ideologien sind nicht nötig, Religion auch nicht. Aber das Bewusstsein, dass diese Not mir nicht gleichgültig sein sollte, muss woher kommen. Wir haben davon viel zu viel verloren. Glaube und befürchte ich.

Kameradschaft

∞  19 Mai 2013, 08:13

SMS zum Tag:

Ein Kamerad weiss, was ich kann, mag was ich tue, kennt meine Grenzen, traut mir mehr zu, bietet Verlass und bekommt beständigen Zuspruch. Er macht mich sicher.

Einen unbeschwerten Tag in einer gut funktionierenden Gruppe zu erleben, die zusammen etwas erreichen, aber auch das Tun an sich geniessen will, ist wunderbar wohltuend, hat etwas Schwereloses, bei dem jede alltägliche Last abfällt, gerade so, wie ein Rucksack, den man für die Zeit einer wohltuenden Rast ablegen kann.

Und die Gruppe sammelt Erlebnisse, die man sich teilt und die man beim Erzählen später nochmals erlebt. Eine Gruppe feiert so sich selbst ohne jedes Gschmäckle, unbeschwert im Flachs, in der kleinen Triezerei. Was sich neckt, kann sich im Grunde sehr gut leiden.

Kameradschaft ist eine Beihilfe zur Lebenskunst.

Konzentration

∞  18 Mai 2013, 08:43

SMS zum Tag:

Konzentration: Zustand zwischen der Tugend der Hingabe und der Fähigkeit der Fokussierung aufs Wesentliche. Je älter man wird, je segensreicher wird diese Gabe.

Die Fähigkeit zur Konzentration lässt sich bestimmt schulen, aber es gibt Menschen, die dafür die grösseren Fähigkeiten schon mitbringen als andere.
Dazu gehört auch die sichere Erkenntnis, was in einer Stresssituation nun wirklich wichtig ist – oder welche Gedanken in einer Kontemplation zu vertiefen sind, um erkenntnisreich nachdenken zu können.

Klarheit im Kopf ist oft gekoppelt an die Fähigkeit, ein Stück weit zurück treten zu können, auch von sich selbst, einen gütigen, aber beobachtenden und korrigierenden Blick auf sich selbst richten zu können und auch dabei mit seinen Gedanken ganz bei sich selbst zu bleiben. Konzentriertes Fragen versucht gar nicht, schlampige Antworten zu produzieren.

In der tiefsten Konzentration gibt es nur mich und das Problem, und nicht mal die Zeit rennt mehr davon. Ganz egal, ob von mir ein Entscheid in Sekundenbruchteilen verlangt wird oder ich mit in eine lange innere Immigration begebe – ich bin darauf ausgerichtet, mich genau darauf jetzt einzulassen und kann alles andere ausblenden – auch die Angst, zu versagen, oder die Furcht vor der Abnabelung von der Welt. Ich und die Fragestellung. Nichts anderes hat mehr Platz, nichts muss verdrängt werden, alles Ablenkende prallt ab.

Im Alter lässt die Leistungsfähigkeit nach. Die gedankenschnelle Reaktion bestimmt auch. Aber womöglich brauche ich weniger Hauruck-Efforts, weil ich in einer ruhigeren Spur wandle, in der meine gelernte generelle Konzentration aufs Wesentliche mir den Ballast der Verzettelung erspart.
Alles hat seine Zeit. Die Ausrichtung auf mein Inneres selbst aber sollte immer bestimmend sein für meine Fokussierung – und meine Entspannung.

Älter