Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Wir Glücksschweinchen - und weit und breit kein Metzger

∞  5 September 2010, 21:44

Ich muss mal auf den Tisch hauen, nicht zuletzt auch wider meine allgemeine innere Trägheit. Dabei müsste ich jeden Tag in ehrlichster Verwunderung über mein Lebensgeschick in tiefster Dankbarkeit beginnen:
Ich habe heute von drei Iranern gelesen, welche als Flüchtlinge nach Deutschland einreisen durften. Können Sie sich noch an die Grüne Revolution im Iran in 2009 erinnern?

Wenn die drei erzählen sollen, wie die Gefangenschaft in Teheran aussah, wird es schwierig. Am liebsten reden sie nur davon, dass es ihnen doch so ergangen sei, wie allen anderen auch.

Und dann erzählen die drei, wie sich die Freiheit in Berlin anfühlt, wenn man aus dem Flugzeug steigt. Und das packt mich einfach. Ich kann es nur wieder einmal wiederholen: Wir haben keine Ahnung, wie glücklich wir uns schätzen können. Und welches Affenschwein wir haben. Verzeihung, mundartlicher Lieblingsausdruck von mir…
Wenn ich aber sehe, und immer wieder erlebe, wie wenig wir dafür tun, diese Freiheit zu bewahren, oder etwas aus ihr zu machen (was auch eine Bewahrung wäre), indem wir sie zu unserem eigenen Anliegen machen. Wenn die drei Iraner wüssten, dass die Freiheit, wie wir sie verstehen, darin gipfelt, dass wir unsere Nase in keine anderen Dinge stecken, auf dass niemand solches bei uns tun möge, dann würden die drei die Köpfe schütteln. Wissen wir denn nicht, welche Gnade wir erleben? Und wie viel Grund es gäbe, diese Welt in Freiheit zu einer Welt für alle zu machen?

Ich fände es sehr verdienstvoll, wenn Folteropfer aus allen Ecken der Erde die Kraft fänden, detailliert zu berichten, WAS mit ihnen tatsächlich angestellt wurde. Und wir sollten gewzungen werden, es zu lesen. Es uns anzuhören. So lange, bis wir so aufgerüttelt sind, dass wir tatsächliches Mitgefühl entwickeln. Nein, die Amis sollen nun nicht in Nordkorea oder im Iran einmarschieren. Aber wir alle sollten hinhören und -sehen und uns überlegen, was es kostet, aufrechten Herzens zu sein in einer nächsten Situation, die danach fragen wird. Wir leben so frei, dass wir uns Menschlichkeit wirklich leisten könn(t)en.
Mal den Tag, die Woche mit einer von innerer Dankbarkeit befeuerten guten Laune beginnen, als Wochenstarter quasi, jeden Morgen zum Frühstück eingeworfen. So zum Anfang.