Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Wie ich mit dieser Leere umgehe (4)

∞  12 Mai 2007, 23:10

Gedanken über die tiefere Leere in 6 Teilen, wobei ich auch am Ende erst am Anfang der Erkenntnis stehe, dass diese Leere nicht zu fürchten ist, sondern willkommen sein darf


Ich bleibe bei diesem letzten Bild: Die Schwerelosigkeit des Astronauten. Ich sehe meine Leere genau so, denke mir die Raumkapsel weg und mich in die Weite des Alls.
Die eingebildete oder nie gefundene Schwerkraft gibt es ausserhalb meiner selbst nicht, aber dennoch bin ich ein Teil eines Ganzen, mag ich es auch nicht befreifen.

Ich bin der selbe Mensch wie vor dem Verlust, der mir meine Leere aufgetan hat. Ich schlage ganz offensichtlich nirgends an, fühle nur diese Tiefe in mir, in der ich keine Mitte erkennen kann, die mich vielleicht Düsternis ahnen lässt, die ich fürchte.

Doch wenn ich ursprünglich auch aus dieser Dunkelheit komme, so ist nicht nur Beruf und Aufgabe Teil von mir geworden. Ich habe die Liebe in mir entdeckt und gelebt, oder es zumindest versucht, und bin immer wieder dazu aufgefordert. Wenn das Licht mich also erreichte – wie konnte ich es sehen, halten, wenigstens für eine Weile? Möchte ich wirklich an meinen Ursprung verzagen, nur weil er an einem Punkt liegt, den ich nicht erinnern kann, genau so, wie ich nicht über das All, in dem ich schwebe, hinaus zu sehen vermag. Ich habe doch allen Grund, die Liebe zu meinem Innersten immer wieder neu zu wagen und im Teil sein eines Ganzen meinen Trost zu finden.

Ich bewundere das Entstehen und Vergehen in der Natur. Ich bin davon umgeben und erkenne doch das neue Leben immer erst in einer materialisierten Form, lange, nachdem sein Ursprung wirklich gelegt wurde. Wenn mir schon mein Fragen nach meinem Warum, meiner Herkunft und meinem Hingehen gegeben ist, warum sollte mir nicht auch die Neugier und Freude am Gedanken ein Trost sein, dass jenseits meines Bewusstseins ein Mehr ist, das ich vielleicht schon sah und wieder sehen werde! Und ich glaube und fühle, dass unser Leben bewusst genug gefühlt werden kann, dass sich dieses Bewusstsein, die erfahrene Weite unserer Existenz auch in unserem menschlichen Ich erweitert begreifen lässt – so dass wir unabhängig vom persönlichen Geschick und den äusseren Gegebenheiten unseres Lebens eine Art Gleichmut für unsere Existenz entwicklen können, die fern jeder Gleichgültigkeit diesem Schweben in der Leere einen Sinn geben kann: Denn aus ihm kommt ganz offensichtlich alles, das ich früher oder später sehr bewusst wahrnehmen kann. Warum also sollte ich es fürchten?