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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Wenn Menschen gratwandern

∞  2 Oktober 2011, 21:34

Beobachtungen auf einer Gratwanderung.



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Heute: Gratwanderung am Fronalpstock. Sie ist auch für nicht schwindelfreie Wanderer gut zu bewältigen (bin selber so einer). Der Weg ist sehr schön angelegt und bei schönem Wetter trittsicher. Dennoch fällt auf: Am Grat ist man ausgesprochen freundlich zu einander. Wenn gekreuzt wird, und es wird an diesem wunderbaren Herbsttag sehr oft gekreuzt, tritt man sorgfältig zur Seite, wartet – und grüsst sich. Niemand hetzt. Denn keiner wünscht sich umgekehrt gehetzt zu werden. Dafür geht es wahlweise links oder rechts einfach zu steil bergab… Mal ganz abgesehen davon, dass die Aussicht das Stehenbleiben im Grunde überall attraktiv macht.

Es lässt sich also beobachten: Ist die Gefahr ganz augenscheinlich vorhanden, gibt man besser auf einander acht und begegnet sich höflich.

Ich erinnere mich dazu auch an meine Eindrücke bei unseren Australienreisen, wobei ich nicht sicher bin, wie viel davon in den letzten zwanzig Jahren verloren gegangen ist: Melbourne, eine Grossstadt, mit grosser Flächenausdehnung. Dafür begegnen sich die Menschen sehr freundlich, rücksichtsvoll, man hat einen zweiten Blick für einander, als begegnete man sich in einem Dorf, als rechnete man damit, einander wieder zu treffen. Und den Grund orteten wir in der Tatsache, dass jeder Australier auch die Situation im Outback kennt, oder zumindest auf den grossen Verbindungsstrassen: Hinter der Stadt wartet die Erfahrung, in der Weite auch schnell mal allein zu sein – und bei benötigter Hilfe damit eventuell darauf angewiesen, dass eigentlich wildfremde Menschen anhalten – und helfen.

Mögliche Gefahren lassen die Menschen zusammenrücken. Zusammen ist man stärker. Vielleicht erfahren wir das ja wieder häufiger.