Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Was wenn?

∞  30 April 2014, 23:01

Wenn schwierige Aufgaben anstehen, eine Verhandlung auf dem Magen liegt, eine Besichtigung doch bitteschön beim Besichtiger ein positives Urteil auslösen soll – dann sieht man sich in der Vorbereitung ständig überlegen: Was mache ich wenn? Was antworte ich wenn?

Und dann findet der Termin statt – und alles läuft wie am Schnürchen – oder ganz andere Dinge sind offenbar wichtig. Die Stimmung ist von Anfang an ganz anders als befürchtet und alle Befürchtungen lösen sich auf.

Will heissen: Jedes erfolgreiche Geschäft, ein Hauskauf, ein Artikelverkauf, ein Kontrakt, ein Vorstellungsgespräch – hat immer Vorgeschichten und Einflüsse, die ausserhalb von uns stehen. Es gibt immer viele Gründe, warum etwas klappt, und viele davon mögen wir uns zumindest mit zuschreiben können. Immer aber gilt, dass die Umstände uns gnädig sind, dass sich Dinge zusammenfügen, zum Guten wenden, in Einklang stehen, die einem einfach wie ein Geschenk erscheinen. Den grössten Lohn, den wir daraus für uns selber ziehen können, und vielleicht den nachhaltigsten, um das vermaledeite Modewort auch mal zu benützen, ist im Hinblick auf kommende ähnliche Situationen die Gelassenheit zu suchen: Ich kann verschiedene Dinge vorkehren, aber ich kann den Ausgang selten manipulieren. Das gilt auch für Projekte, die schief gehen, Ziele, die nicht erreicht werden. Manchmal macht man Fehler, oder die Umstände sind gegen einen. Aber Vieles davon wendet sich im Laufe der Zeit, findet ein Gleichgewicht, und je wohlgefälliger wir mit dem Unberechenbaren zu Rande kommen, um so eher wird sich das, was wir “Glück” nennen, etwas auf unsere Seite der Wagschale rüber beugen.

Schaue ich mit diesen Gedanken auf meine Vergangenheit und Gegenwart, so habe ich unzählige Gründe, dankbar zu sein – und ganz wenige, diese Gelassenheit beim Blick voraus nicht geradezu von mir zu erwarten. Ich zweifle denn auch manchmal vielleicht an mir, oft aber verzweifle ich einfach an der Welt – bis ich mich wieder in dem Gedanken finde und erde, dass ich mir über Dinge den Kopf zerbreche, die ganz sicher nicht in meinen Abwägungen für meine Zukunft liegen – oder die meiner Liebsten.

Leben wir und sorgen wir, lieben wir und kämpfen wir. Doch vergessen wir nie, dass es die grösste Gabe ist, gute Gaben als solche zu erkennen.