Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Von viel Beschäftigten und oft Einsamen

∞  12 Februar 2011, 10:50

Messen sind immer wieder gute Gelegenheiten, auch ein Gefühl dafür zu bekommen, unter welchen Anforderungen Menschen in ihrem Job stehen. Man hört von Zeitplänen und Reiserouten, von Besprechungen und Sondermeetings, und auch wenn nur die Hälfte davon wahr sein mag, dann sind das bei den meisten Arbeitstage, die weit über das hinausgehen, was im Vertrag stehen dürfte. Und tatsächlich sind die Arbeitsmuster vieler Kader sehr dicht gedrängt und zeitlich gedehnt. Es geht hier nicht um die Frage, wie effektiv mann dabei organisiert ist
(das ist ein Stück weit auch einfach Talent), sondern um die Auswirkungen (oder die Gründe). Der junge Single mag täglich nur fragen, was denn heute die Welt kosten möge, und überzeugt sein, dass ihm täglich ein Stück mehr davon gehört. Der frisch gebackene Familienvater geniesst es, für andere mit sorgen zu können – und der in Job und Leben Etablierte kann auch mal seinen Status geniessen. Alle diese Lebenssituationen sind aber “weiche” Zustände, veränderbar; und nur zu oft wird aus den angenommenen Aufgaben eine Pflicht, die Druck erzeugt. Die Freundin ist zu oft allein, die Frau mit dem Kleinkind überfordert oder im eigenen Unternehmen baut sich plötzlich Kritik oder Konkurrenz auf. Und so werden diese Männer an der Front immer einsamer. Sie bemerken es nur viel später als die Menschen, die sie zuhause zurück lassen.

In aller Regel aber macht sich keiner Gedanken darüber, wie viel Anteil an funktionierenden Geschäftsbeziehungen jene Menschen im Hintergrund haben, deren Unterstützung und Verständnis es einem Vielreisenden erst möglich macht, in immer wieder fremder Umgebung mit Sicherheit und Ruhe zu agieren. Ein Hoch daher allen, die diesen Liebesdienst leisten – und jenen Geschäftsmännern und -frauen, die sich zuhause nicht müde ausklinken, sondern teilhaben lassen – auch mit Dankesagen.