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Teilen, nicht berechnen

∞  28 März 2013, 18:24

Interview mit Louise Schneider, 81-jährige Friedensaktivistin und seit Jahrzehnten Organisatorin von Ostermärschen zu Gast im DRS-Mittagsgespräch: Sie spricht über Ihre Philosophie, ihr Leben und ihre Gaben mit anderen Menschen zu teilen.

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Auf die Frage, ob Sie von Menschen, gegenüber denen sie sich so grosszügig zeigt, nicht öfters mal enttäuscht und ausgenützt würde, antwortet sie mit einem spontanen Nein. Ich kann mir vorstellen, dass sie sich um den Grad der Dankbarkeit gar nicht so sehr kümmert, die Frage scheint sie leicht zu verwundern, und schliesslich fügt sie an:

“Und wenn dem mal so ist, so ist das nicht mein Kummer. Das ist dann der Kummer dieser Leute.”

Frau Schneider geht es in allem um ihre eigene Lebensphilosophie, um ihre Haltung, ihre Überzeugungen. Ihr persönlicher Egoismus ist es, darin keine Abstriche machen zu müssen. Sie sucht nicht die Dankbarkeit, sie will überzeugen, ein Leben aufzeigen, in dem ein Zusammenleben möglich ist, eine Gemeinschaft funktioniert, Menschlichkeit und Liebe gelebt werden.

Wie oft sind uns selbst frühere Enttäuschungen in Form von mangelnder Anerkennung und fehlendem Dank für geleistete Dienste ein Grund, unser Engagement einzuschränken? Wie sehr offenbaren wir damit unser eigenes Kalkül, nach dem wir mit unserem Tun Gegenansprüche begründen – und deren Leistungen dann auch einfordern – oder zumindest still beklagen, wenn sie ausbleiben…?

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Louise Schneider – Symbolfigur der Schweizer Ostermärsche – srf mit Text und Audio