Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


SMS zum Tag: Von und über die Starken

∞  7 April 2013, 07:00

Die Starken: Hart im Nehmen. Sie jammern nicht. Kommen nie in die Bringschuld. Leisten selbst. Doch wie viel Kruppstahl legt sich dabei um ihre Seele?

Wir kennen sie alle, diese Persönlichkeiten, die bewundernswert diszipliniert ihre Lebensaufgabe annehmen und dabei keinen Zweifel erkennen lassen, am richtigen Platz zu sein. Sie wünschen sich scheinbar nichts anderes, und wenn doch, so verbieten sie sich selbst diesen Wunsch, legen ihn scheinbar mühelos ab, weil er nicht weiter führt, nur quält, und verhindert, das, was ist, zu akzeptieren.

Sie ertragen den Schmerz so still, bis wir vergessen, dass sie Schmerzen haben müssen.

Sie beweisen Ausdauer, wo andere eine Aufgabe gar nicht erst anpacken, weil ihnen schon schwindelig wird beim Gedanken daran.

Und wir ertappen uns dabei, dass wir uns wünschen, bei diesen Menschen etwas abschauen zu können, mitzunehmen, das uns inspiriert und wenigstens ein bisschen mutiger – oder umgekehrt genügsamer macht.

Was dabei oft vergessen geht: Mehr Gegenleistung als Bewunderung glauben wir nicht zurückgeben zu können – und womöglich ist den Starken gar nicht bewusst, dass ihnen mehr zu wünschen wäre als diese Anerkennung, die eher eine Ehr-furcht ist, die Distanz schafft.

Am Ende ist ihnen Mitgefühl mit dem doch erkennbaren oder auch nur vermuteten Schmerz peinlich fremd, so dass sie nicht an sich rühren lassen, auch vor sich selber nicht. Der Charakter, das Mass der möglichen eigenen Disziplinierung, wendet sich nicht nur gegen die Bedrohungen, sondern gegen jede engere Begleitung. Starke Menschen wirken oft einsam, so dass ihre eigene Anerkennung für andere Wesenszüge von Menschen in ihrem Umfeld eine heimliche bleibt…

Wir sollten Bewunderung ganz allgemein durch Respekt ersetzen, gegenüber allen Menschen, egal, wie sie wirken, und eine Prise Neugier hinzufügen, die in der Frage liegt: Wer bist du? Und was kannst du mir von mir selber zeigen? Wir können einander gut tun.

Schaut man auf dicke Freundschaften, so sind die beiden Menschen, die sie bilden, oft grundverschieden: Findet man Zugang, so ist das andere Wesen des Gegenübers Grund einer Anziehung und einer immer neuen Neugier: Wie denkst DU darüber, wie löst du das, vor was hast du Angst, warum gelingt dir dies und jenes nicht?

Ach ja: Und Freunde finden in der Freundschaft Kräfte, die sie nie vermutet hätten. Bei sich, für sich und für den anderen. Der Stand unserer Energiereserven, die Ausbildung unserer Talente – es ist alles eine Momentaufnahme, subjektiv in der Wahrnehmung dessen, was da ist, und höchtens mit einer Ahnung für das, was möglich ist.