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Sind wir auch stolz auf "unsere" Jungen?

∞  27 Juli 2011, 19:41

Die Jugend ist das Kapital einer Nation. Wenn das nicht nur ein Schlagwort ist, dann ist es die Lebensgrundlage einer Gemeinschaft.


Christoph Bertram hat heute im Echo der Zeit auf Radio DRS1 von seinen Eindrücken aus Norwegen berichtet. Der Sicherheitsexperte verbringt jeweils den Sommer in Norwegen.

Er erzählte von der ausgeprägt familiären Gesellschaftsstruktur in Norwegen, in der Kindern wirklich noch besondere Bedeutung zugedacht werde. Eine inhaltliche Kernaussage war:

Die Norweger sind sehr stolz auf ihre Jugend – und auf die Zukunft, die sie ihnen bieten können.

Das sind starke, sehr starke Sätze. Und sie lassen mich fragen: Liesse sich das so auch von der Schweiz sagen? Ich kenne Norwegen nicht, aber ein paar Norweger, und auch wenn man alle Empathie, die nun dem Drama um die Anschläge auf Jugendliche geschuldet ist, abzählt, bleibt wohl ein kerniger Unterschied bestehen:

Ich vermute, dass wir genau in solchen Kernaussagen und –fragen längst nicht mehr eine Nation sind: Würden wir, nur so zum Beispiel, von “unseren Jungen” reden? Oder auch von “unseren Alten”. Wir ersetzen doch “uns” durch “die”. Gerade die generationenübergreifende Solidarität hat wohl wie nichts anderes in unseren Lebensgemeinschaften in den letzten Jahrzehnten gelitten. Es wäre höchste Zeit, den Trend zu bekämpfen.

Dazu gehört, wie hier schon oft betont, dass wir in unserer Jugend und ihrer Ausbildung, aber auch in ihrer Erziehung in einem freiheitlichen, demokratischen, dabei aber auch sozial verantwortlichen Staatswesen das allergrösste Kapital der Nation sähen – und allen wirtschaftlichen Krisensituationen vor allem eines entgegen setzen sollten: Die Ausbildung unserer Jungen – und der jung Gebliebenen. Norwegen besitzt zusätzlich noch Erdölvorkommen. Unser wichtigster und wertvollster Rohstoff ist das so genannte Humankapital in Form von nachstrebenden Angestellten und Unternehmern, die auch Staatsbürger sind. Hier ist jeder investierte Franken wertvoll. Und bringt Zinsen.

Dazu gehört die grösstmögliche gesellschaftliche Unterstützung und Führung, und damit auch das Beispiel. Wir sind den Jungen gegenüber also immer in der Pflicht. Und so tragen wir auch als älter werdende Säcke dazu bei, dass es uns vor der Zukunft nicht bange werden muss. Und die Jungen gerne älter werden. Und weitergeben, was sie hoffentlich an Unterstützung erfahren dürfen.