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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Obamas Worte sind nicht einfach Blasen

∞  21 Februar 2008, 17:11

Barack Obama ist die beherrschende Person in der momentanen internationalen politischen Berichterstattung. Viele können sich seiner Strahlkraft nicht wirklich entziehen, andere mokieren sich darüber, wie viel er von seinen Reden wohl abschreiben mag?
Doch worum geht es denn bei der Entwicklung der letzten Monate wirklich, mögen auch noch so viele MTV-Videos auf den Zug aufspringen, der nun Fahrt aufgenommen hat?

Verdorben ist wohl nicht nur die politische Landschaft der Welt, verdorben, beschädigt, desavouiert ist auch unser Glaube an Veränderung, an die Kraft und Aufrichtigkeit einer Bewegung.
Wir sollten nicht vergessen, dass die Geister, die jetzt geweckt werden, auch eine Kraft der Masse erneuern, die danach nicht einfach wieder ignoriert werden kann.

Ich gebe zu bedenken:
Auch ein Kennedy würde heute vielleicht so eingegrenzt in seiner Wirkung, so kritisch hinterfragt, dass seine Rede: “Ich bin ein Berliner” wohl nie gehalten worden wäre. Aus heutiger Sicht darauf zu antworten, dass dies auch nichts verändert hätte, ist eine elementare Missachtung der Gemütslage jener, die damals unter den Eindrücken der aufgezogenen Mauer zutiefst beunruhigt waren. Kennedy hat damals bewiesen, dass er eine Empathie für die Not der Menschen entwickeln konnte, die er besuchte. Gewiss, es waren nur Worte. Aber wenn ein Politiker Wirkung erzielen will, dann hat er erst einmal nichts anderes zur Verfügung (es wäre auf jeden Fall gut so, wenn dies wieder an viel mehr Orten so wäre). Will er sich gegen Lobbyisten aller Couleur behaupten, ja gegen den herrschenden Mainstream etwas verändern, so muss er diesem die Kraft und die Macht jener nahe bringen, die er erreicht. Dadurch bekommt er selbst auch die Gewissheit, dass sich Mehrheiten finden lassen für konkrete Veränderungen.

Ja, Politiker drehen an Rädern. Sie versuchen, zu manipulieren. Aber sie können auch tatsächlich Veränderungen bewirken, sie anstossen, alimentieren, begünstigen, auslösen.

Und wir sollten daran denken, dass es nicht falsch ist, sich wieder einmal daran zu erinnern, dass es auch eine Qualität bedeuten kann, sich durch den Appell von Grundwerten anrühren zu lassen.
Wir alle sind am Ende verantwortlich, wenn es nach

Yes, We Can,

einmal heissen sollte:

Yes, we did it.

Solche Slogans sollten wir nicht nur Nike zugestehen. Komischerweise unterstellt dort niemand falsche Absichten. Die Botschaft wird sogar “geglaubt”. Peinlich genug, wenn uns im Gegensatz dazu hier nur Skepsis heimsucht.

Und dies noch als Unkenruf zum Schluss:

Meine Befürchtung ist, dass niemand Obamas Lauf so ernst nimmt, wie seine fundamentalistischen Gegner in allen religiösen oder wirtschaftlichen Schattierungen. Kein anderer Politiker in den USA dürfte im heutigen Zeitpunkt so stark Gefahr laufen, einem Attentat zum Opfer zu fallen. Da bin ich hundertprozentig davon überzeugt. Nur schon darin liegt eine Gewissheit: Es geht hier nicht nur um Worte.



Fundstück: time.com