Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Nobelpreispolitik

∞  12 Oktober 2012, 17:22

Die EU bekommt den Friedensnobelpreis verliehen. Das ist schön. Und ganz bestimmt auch politisch gut gemeint.

Nun mag insbesondere der Friedensnobelpreis immer wieder politisch motiviert gewesen sein – er beurteilt ja auch praktisch immer eine vornehmlich politische Arbeit. Dennoch liegt darin auch eine grosse Krux – die nicht wenige solcher Verleihungen zu reinen Momentaufnahmen macht, die sich, leider, auch erledigen können. Dem Friedensnobelpreisträger Obama ist es nicht gelungen, die Käfige in Guantanamo aufzulösen, und wer weiss, ob es ihm vergönnt sein wird, weitere vier Jahre Präsident zu sein, und wenn ja, dann auch weiter keinen neuen Krieg anzufangen.

Es beschleicht mich einfach ein ungutes Gefühl, wenn mit einer Nobelpreisverleihung selbst so offensichtlich versucht wird, Politik zu machen, bzw. einen politischen Prozess in die Zukunft gerichtet zu beeinflussen. Möglich, dass die Verleihung bewirkt, dass sich die Menschen erneut bewusst werden, dass die EU Ausdruck eines neuen Friedenswillens in Europa wurde und es sich dafür lohnt, Solidarität zu beweisen.

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Nur wird hier eine EU geehrt, die ihr wichtigstes Argument immer im wirtschaftlichen Fortschritt sah: Beitritt zum EU fördert Wachstum fördert Frieden. Der Test, dass der Frieden übergeordnet verteidigt wird, wenn der Zusammenschluss erst mal alle viel Geld kostet, mag das nun stimmen oder nur der Eindruck der Menschen sein, dieser Test steht noch aus.

Relativieren sich aber Bedeutungen von ausgezeichneten Personen in ihren Ämtern oder prämierte Institutionen in womöglich auch noch kurzen Zeitspannen, dann wird der Nobelpreis weiter an Bedeutung verlieren.

Hoffen wir für uns alle, dass es gelingt, Europa wirklich zu einen und einen Kurs zu finden, der Stabilität nicht von einer Währung abhängig macht. Personen, denen dies gelingt, wären dann wirklich für den Nobelpreis fällig.