Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Nach einem Besuch beim Inder

∞  14 November 2012, 20:19

Der Vorteil, in Stadtnähe zu wohnen, liegt unter anderem darin, dass man auch spezielle Einkaufsmöglichkeiten nutzen kann. Und so gehen Thinkabout’s mindestens zwei Mal pro Jahr zum Inder. Und daraus folgt dann Arbeit. Viel Arbeit.

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Thinkabout’s Wife ist von Herzen gerne Köchin. Und dabei werden kulinarisch sämtliche Kontinente bereist und über die Geschmacksknospen erkundet. Oft feiern wir dabei auch ein Wiedersehen mit Reisezielen, und in mir steigen die Bilder wieder hoch von Märkten, Düften und Geschnatter.

Da hilft die indische Musik, die uns entgegen schallt, schon mal in die Spur zu finden. Die trällert auch schnatternd vor sich hin, den immer gleichen Rhythmus. In dem Laden mitten im Chreis 4 ist man meist der einzige Europäer, aber hier gibt es sehr mulikulturelle Kundschaft, die hier Dinge findet, die es noch in keinem Sumpermarkt zu kaufen gibt. Und über die Gewohnheiten des eigenen Magentraktes und die Glücksempfindungen eines Gaumens, der Vertrautes kosten darf, lässt sich nicht streiten. Für uns ist die indische Küche längst Teil des Nahrungsangebots, wenn gleich das nicht jeden Tag angesagt ist. Aber es gibt gerade für Vegetarier unzählige Spezialitäten, die für die exemplarische Vielfalt stehen, mit der man sich auch ohne Fleisch ernähren kann.

Ich verlasse mit meiner Frau nach einer guten halben Stunde den Laden wieder – nachdem der Mann an der Kasse mir aus der Geldschublade mühsam neun Einfränkler rausgezählt hat, als würde er zum ersten Mal Schweizer Münzen in der Hand haben. Auch die Zeit läuft an so einem Ort irgendwie anders. Und das sollte man sich merken, wenn man von so einem Einkauf nach Hause kommt. Denn die frisch erstandenen Gewürzsäckchen werden nun zu Curry verarbeitet: Es gilt, in Ermangelung einer richtigen Gewürzmühle mit Hilfe von Rüstmessern, einer ausrangierten Kaffeemühle und einem Mörser das hauseigene Curry zu sieben – und zwar zur Form eines homogenen Pulvers. Gefühlte anderthalb Stunden konzentrierte Arbeit für ein Gläschen Pulver, begleitet von ständig herzhafterem Niesen müssen dafür schon eingesetzt werden.

Parallel dazu auch noch zu kochen und einen Früchteteller her zu richten stellt dann noch erhöhte Anforderungen an Koordination, Kooperation und Nervenstärke. Aber es ist geschafft.

Und ich kann Ihnen sagen: Wenn wir das nächste Mal indisch kochen, dann aber mit so viel Achtsamkeit und Freude. Mit unserem eigenen Curry – genau so, wie es die Familien in Indien halten, wo die Rezepte dafür von Generation zu Generation weiter gegeben werden.

Guten Appetit!