Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Leisten, was man kann

∞  27 August 2011, 22:38

Einstellung, Haltung, Konzentration, Selbstvertrauen: Eine Leistung bringen, die man kann, ist meist schlicht auch eine Kopfsache.


Wir tun so Vieles ganz automatisch. Wir denken gar nicht darüber nach. Unser Hirn steuert die gelernten Prozesse im Hintergrund, wie es uns scheint. Wollen wir eine Tasse ergreifen, so müssen wir – sind wir gesund – dem Hirn dazu keine konzentrierten Befehle geben. Es genügt ein Impuls.

Leider hat die Natur beim Erlernen neuer Bewegungsmuster – wie beim Abrufen gelernter Bewegungsabläufe – es so eingerichtet, dass wir diese, sind wir nicht mehr kleine Kinder – über das Hirn üben, begreifen und dann umsetzen müssen. Einen Tennisball, zum Beispiel, kann man ins Aus spielen. Oder ins Netz. Oder verfehlen. Oder aber man kann ihn so ins Feld spielen, wie man es tausend Mal geübt und gelernt hat. Und eigentlich kann. Doch dann, wenn es darum geht, das Geübte in handfeste Resultate umzusetzen, wenn wett-gekämpft wird, gelingt “es” plötzlich nicht mehr.

Plötzlich gibt es so unfassbare Begriffe wie “Tagesform”, “Selbstvertrauen”, “Verkrampfung” – oder eben: Unbekümmertheit. Ich kann vor dem Schlag – wirklich – überzeugt sein, dass er gelingt. Und ich werde ihn ziemlich sicher genau so ausführen können. Wenn ich mir wünsche, dass er gelingt, wenn ich den kleinsten Zweifel habe, wenn ich mir einfach den Punkt denke, nur schnell erfolgreich sein will, dann verwackelt das Projekt ganz schnell ganz gehörig. Und die Geschichte kann sich schnell fortsetzen, und es setzt sich plötzlich die Überzeugung durch, dass “heute nichts gelingt”. Menschen reagieren in solchen Situationen ganz verschieden, und es ist eine der interessantesten Begleiterscheinungen des Sports, auch des Freizeitsports, dass man sich darin genau in solchen Situationen viel besser kennen lernen kann.

Wenn es gelingt, eine solche innere Verkrampfung in einer Wettkampfsituation zu lösen und den Lauf der Dinge umzukehren, dann ist das ein sehr befriedigendes Erlebnis. Es ist ein bisschen wie über den Schatten springen – über eine momentane Blockade hinweg kommen und zu dem zurück finden, was man “natürlich” kann. Mehr ist im Grunde nicht nötig – und jede Spielsituation ist eine Einladung, sich genau darin zu üben.

Ich versuche manchmal, mir in einem solchen Spiel zuzusehen. Und zwar stelle ich mir dabei nicht vor, wie “blöd” der Fehler wohl ausgesehen hat. Dann verliere ich ganz bestimmt. Aber wenn ich alles ausblende, was war, wenn ich mir meinen Schlag denke, wenn ich mir einen Film gönne, der mir gute Schläge zeigt, dann kann ich in der Spielsituation mich darauf konzentrieren, mich richtig zu diesem Moment hin zu bewegen. Den Rest soll dann mein Körper erledigen, durch das Wissen, das er hat, und von dem ich doch weiss. Wenn der gleiche Schlag, der zuvor misslang, mit dem Mut wiederholt wird, der darin liegt, dass man sich nicht nur die Vergangenheit schenken kann, sondern auch daran glaubt, dass “es” alles wieder da ist, und abgerufen werden kann:

Wie oft gewinnt der Mensch, der sich keinen Kopf um sein Können macht, sondern einfach die gestellte Aufgabe zu lösen versucht. Punkt um.

Nimmt man eine Aufgabe ernst, türmt deren Schwierigkeiten aber nicht gleich zu ganzen Burgen auf, so hat man gute Chancen, der Situation gerecht zu werden und sie auch zu lösen. Im Rahmen seiner Möglichkeiten. Unbefriedigend ist ein Misserfolg nämlich nur dann, wenn genau dies nicht gelingt:

Leisten, was man kann.