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Krisenmanager oder doch einfach Politiker

∞  2 November 2012, 12:37

Die amerikanischen Präsidentschaftskandidaten haben ihren Wahlkampf wieder aufgenommen. Präsident Obama habe sich als evidenter Krisenmanager profiliert, heisst es.

istockphoto.com/koun

Der Hurrikan tobt, die Naturkatastrophe wütet, und, in welchem Land auch immer so was geschieht, der jeweilige Präsident eilt vor Ort und stellt sich vor die Kameras.

Haben wir uns schon mal gefragt, was mit uns geschieht, wenn wir solche Auftritte mitbekommen und auf sie reagieren? Was ist denn, objektiv gesehen, im Moment dieser Gesten, die faktische Leistung? Soll der Präsident Wolldecken verteilen helfen?
Oder ist, zynisch gesagt, seine grösste mögliche Leistung in diesem Moment, nichts Dummes zu sagen, wie es andere vor ihm problemlos fertig gebracht haben?
Sind wir – bedroht – nicht empfänglich wie nie für die grosse Geste, die wie nichts anderes hervorragend gespielt werden kann?

Was verleitet uns dazu, zu sagen, diese oder jener wären eine gute Bundesrätin, ein guter Minister? Wie subjektiv sind denn unsere Kriterien, oder die Wertmassstäbe der meisten, wenn sie so etwas beurteilen? Wie medial ist die Wirkung, und wie entscheidend ist sie für das Ergebnis?

Wenn Obama nach oder schon während “Sandy” vor die Kameras tritt, so ändert das nichts daran, ob die Krisenbewältigung gut oder mangelhaft angelaufen ist. Dafür wurden die Grundlagen zuvor erarbeitet – oder zuvor verschlampt, und im Moment der Katastrophe hilft da auch kein Nachkarten weiter, wenn man denn die Schuld irgendwem in die Schuhe schieben könnte. Es ist auch einer der raren Momente, in denen die Opposition sich hütet, gegen zu schiessen, weil das Destruktive daran für alle sichtbar würde und das Fussvolk gerade keine Lust auf Grabenkämpfe hat.

Vielleicht liegt es einfach daran, dass in diesen seltenen Momenten als einzigen noch spürbar wird, dass der Chef, den wir gewählt haben, wirklich so was wie der Patron aller sein möchte. Gerade jetzt ist er, vielleicht tatsächlich auch nach eigener Überzeugung, nicht Demokrat oder Republikaner, sondern der Präsident für alle Amerikaner. Und das Volk selbst hört wohl auch besser hin, denn in einem solchen Moment ahnt es, dass es keine bessere Option gibt, als sich hinter diesem einen zu scharen, der hoffentlich im Sinne aller wenigstens versucht, richtig zu entscheiden.

Dann wird, vielleicht, ein bisschen Empathie am Mikrophon und ehrliche Betroffenheit zur Botschaft. Für den Moment.