Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Irgendwann wird's eine Nummer zu gross

∞  24 Oktober 2012, 13:21

Gross war das Geschrei über die bösen Grossbanken und gedrängelt haben sie sich in der Reihe der alternativen, noch wirklich auch auf die Sparer ausgerichteten Reihe der Universal- und Regionalbanken. Privatradios waren sich nicht zu blöd, vor Filialen der UBS einerseits und der Kantonabanken anderseits auszukundschaften, wer da wohl im Plastiksack Geld am einen Ort aus dem Haus und am andern Ort rein trägt.

Entsprechend konnte man vom Mittelabfluss bei den Grossbanken CS und UBS lesen und vom KUndengeldzufluss bei den Raiffeisen- und Kantonalbanken.

Nur haben die Kunden ihre Rendite-Erwartungen mit gezügelt – und ihre neuen Banken haben ihnen diese Erwartungen nicht etwa ausgeredet, sondern händeringend nach Möglichkeiten gesucht, diesen wenigstens ein Stück weit gerecht zu werden. Das bedeutete hundertfach, dass sich die Kundenberater der Banken der zweiten Grössenordnung händeringend mit sich sehr dynamisch verändernden Inhalten bei Kundengesprächen vertraut machen mussten.

Inzwischen ist der Lack teilweise ab, und das neueste Beispiel der Basler Kantonalbank ist einfach so etwas wie die Spitze der Peinlichkeiten: Die Vermögensverwaltungsgesellschaft ASE, deren Kundenportfolios sehr gerne von den Baslern geführt, verswaltet und kommissioniert wurden, hat Kunden im Umfang eines dreistelligen Millionenbetrags um ihre Anlagegelder geprellt. Die auf Fremdwährungsgeschäfte spezialiserten Vermögensverwalter der ASE konnten ihre Renditeversprechen von 12 bis 20% nicht einhalten… das erstaunt weniger als die Tatsache, dass eine Kantonalbank bei solchen Praktiken so lange weg schauen konnte oder zumindest nicht mehr kontrollieren wollte.

Zuletzt aber gilt wohl auch hier wieder: Die Menschen machen sich ihre Banken selbst. Und weil Menschen Zinsen lieben, steuerfreie Kapitalerträge noch mehr lieben und von dieser Liebe einfach nicht genug bekommen können, werden Banker zu Gamblern und Tricksern, genau so, wie Pharmakonzernen wie Roche plötzlich vorgeworfen wird, bei tausenden Medikamenten die möglichen Nebenwirkungen nicht vorschriftsgemäss abgeklärt und erforscht zu haben.

Wir bekommen überall, was wir verdienen, und weil wir wetten, fangen wir Pleiten ein. Schauen wir uns doch an, wie sich z.B. unsere Erwartungshaltung bei Reperaturen und Defekten veärndert hat. Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir mit fadenscheiniger oder gar keiner Begründung einfach alles zurück geben können [bei Aldi soll es eine strikte Anweisung geben, dass einfach alles, was Kunden zurück geben wollen, anstandslos zurück genommen und vergütet wird].

Und wenn uns ein offensichtlich unmögliches Angebot am Ende verweigert wird, weil tatsächlich ein Fehler passierte, dann rasten wir aus, womöglich gar im Mob:

Die Alitalia hat durch einen Softwarefehler online Gratisflüge angeboten. Als der Fehler korrigiert wurde und die Tickets korrigiert werden sollten, haben die “Kunden” dies zum Anlass eines Shitstorms im Internet gemacht.

Wir sind irgendwie einfach zu blöd fürs richtige Mass. Es gibt nicht einfach die bösen Banker. Es gibt vor allem uns Menschen. Und das ist das Problem.