Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


In Bergen haben meine Ferien begonnen

∞  1 März 2012, 10:48

Hier wie an anderen Orten auch: Ein Teil am Reiz der eigenen Ferien besteht darin, dass plötzlich die Menschen um einen herum arbeiten – womöglich sogar für mich. Mal aussen vor sein vom Alltag, mal Ziel sein von Bemühungen. Dummerweise wollen diese anderen dafür, dass ich selbst anders sein soll und darf, Geld von mir.

Das wirkliche Gefühl von Ferien stellt sich also nur ein, wenn ich mich darüber nicht ärgere. Was ich leicht und locker und oft sehr lange tatsächlich unterlassen kann. Hier in Norwegen bekomme ich im übrigen eine Ahnung, wie sich ausländische Touristen in dieser Herausforderung in der Schweiz üben können – und wie schmal daher der Grat ist, auf dem die Tourismusbranche im Grunde wandelt: Auch Norwegen ist teuer, so dass bereits Basis-Dienstleistungen ihren Preis haben.

Nun, wenn Sie auf die Enthüllung eines konkreten Ärgers warten, so muss ich sie enttäuschen. Es gab ihn nicht. Es ist tatsächlich alles in Ordnung. Niemand missgönnt mir mein Leben, meine Reise, meine Ruhe. Ich bin einfach noch nicht richtig angekommen. Und es erscheint mir unwirklich, mit dem Abstand von wenigen Stunden plötzlich durch das berühmte Viertel von Bergen zu spazieren, entlang der schiefen und pittoresken Holzhäuser, die ersten Fotos zu schiessen, und festzustellen: Es stimmt. Norwegen ist etwas Besonderes. Das Licht. Die Lebensart. Alles, was eigen ist, erscheint dem Reisenden attraktiv. Und die Anforderungen an die Menschen in ihrem Alltag sind schon hier andere als bei mir zuhause. Und dieser Eindruck wird sich in den nächsten Tagen noch deutlich festigen.

Während ich diese Zeilen schreibe, körperlich hier, aber gedanklich noch irgendwo in der Luft, geniesse ich den Luxus des Hotels, dieses Orts Stein gewordener Zeugnishaftigkeit der Zivilisation, in der wir all das feiern, was uns Erholung verspricht – und doch durchwegs Scheinwelt bleibt – und beobachte, wie mein iPad tatsächlich die letzten Ausgaben der Zeit nachlädt. Das hatte ich zuhause vergessen, und kann ich nun unverhofft nachholen.
Wie gesagt: Ich bin noch nicht so richtig angekommen. Aber war ich das je?

Jede Reise führt mich auch immer über meinen wackligen eigenen Boden. Auf dass auch die Seele zum Wandern komme und ein Seufzer über einen wunderbaren Anblick tatsächlich tief aus mir selbst hinaus strömt. So wie heute in Bergen am Meer. Wie ist es nun? Bin ich noch nicht hier, oder ist meine Seele schon viel weiter?

Ich kenne mein Reiseprogramm. Das immerhin…