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Hoffenheim entlarvt uns Pappenheimer

∞  24 August 2008, 00:24

Das Phänomen Hoffenheim in der Nebensache Bundesligafussball zeigt eine gesellschaftliche Hauptsache: Emporkömmlingen ist die Pest zu wünschen. Und sei es nur, dass man sich dann in seiner Kleinmütigkeit besser fühlt.


Vor dreiundzwanzig Monaten in der dritten Liga nach vier Spieltagen auf Platz siebzehn. Nun nach zwei Spieltagen in der ersten Bundesliga auf Platz eins. Der TSG 1899 Hoffenheim macht Furore.

Die Fans von Mönchengladbach schreien im Stadion: “Hopp, Du Hure.”
Und sie kläffen damit pöbelnd nach, was ihnen so mancher Schmierfink in der Presse und so mancher Plauderer in den Medien vorlamentiert:
Alles nur eine Frage des Geldes. Der Herr Hopp, Gründer der Firma SAP, hat eben die Kohle. Und Geld stinkt eben doch, wenn es so unverschämt ist, auch noch Zinsen zu bringen.
Dabei wird verkannt, dass in dieser Branche bundesweit, ja weltweit Milliarden verlocht werden in schwarzen Löchern, die sich in Hoffenheim eben partout nicht auftun wollen:
Der Trainer Rangnick ist ein Taktierer und Geldsack wie sein Chef, meinen sie. Nun, dieser Bundesligatrainer hat vor zwei Jahren einen Job in der dritten Liga angenommen. Welcher saubere Berufskollege hätte dies an seiner Stelle getan und das Modell seither keinen Moment verlassen? Das da heisst: Mit jungen Spielern arbeiten, diesen aber konsequent alle Voraussetzungen für die Entwicklung zu bieten. Es werden in der Regel keine Spieler verpflichtet, die älter als 24 sind. Es entsteht nicht nur ein neues Stadion mit 30’000 Plätzen, sondern auch ein Trainingszentrum mit fünf Rasenplätzen für die Jugend. Die U-17-Junioren sind B-Landesmeister geworden, soeben. Hier wird auf allen Ebenen mitgedacht.

Genau so, wie Hopp nicht nur den Fussball unterstützt und Arbeitsplätze schafft. Er verlangt einfach, dass mit Geld so verantwortungsvoll umgegangen wird wie mit den Menschen, in das es investiert wird.

Es ist nämlich so, dass sich das nicht ausschliesst.
So, diese Gegenposition ist hier nun ganz bewusst bezogen worden, lustvoll einseitig vielleicht, aber angesichts der allgemein unsäglichen Kritik am Modell Hoffenheim ist sie mehr als angebracht.

Denn: Das Beispiel ist fast zu schön um wahr zu sein, weil es so exemplarisch aufzeigt, wie innovationsfeindlich und traditionell-konservativ der Bundesligafussball nach wie vor ist. Mit all dieser Tradition hat sich mein Lieblingsverein Borussia Dortmund an den absoluten Abgrund gewirtschaftet. Mit anerkannten Experten in der Führungsriege.

Wie wäre es einmal mit ein bisschen Reflexion, bevor die Reflexe auf s Papier drücken?


°


[Bildquelle: bundesliga.de ]



Hinweis in eigener Sache:
Australien, Tag 16 ist online


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was für ein Affentheater, wobei die Affen jene sind, die andere zum Affen machen wollen