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Hitzfeld: Würdigung zum Karrierenende

∞  1 Juli 2014, 21:39

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Ottmar Hizfeld hat das letzte Spiel seiner Trainerkarriere verloren. So, wie man es sich fast vorstellen muss für diesen Mann, bei dem alles, was er anpackte, früher oder später dramatisch wurde – und sei es nur, weil er erfolgreicher damit war, als man sich das mit den Voraussetzungen vorstellen konnte.

Wie jeder junger Trainer ist er zuerst durch die Arbeit mit kleinen Mannschaften aufgefallen – und ist mit Ihnen aufgestiegen oder hat Cup-Siege geholt. Aber er konnte auch mit Stars, und ist folgerichtig auch zweimal Welttrainer geworden. Dank Champions League – Siegen mit zwei Bundesligamannschaften.

Hitzfeld hat auch regelmässig seine Auszeiten genommen, ist freiwillig von Ämtern zurück getreten, weil er selber besser als jeder andere merkte, wenn ihm eine Aufgabe an die Substanz ging.

Dazu passt das, was die deutschen Fernsehzuschauer während dieser WM über diesen Mann und Menschen erfahren konnten. Egal, ob Scholl oder Kahn – beide haben immer wieder die fachlichen und menschlichen Qualitäten dieses Mannes betont. Einer, der nie seine Linie verlor, seine Haltung einbüsste, stets ruhig blieb und niemals einen Spieler öffentlich durch Kritik blossstellte. Wenn Spieler, die mit ihm zusammen gearbeitet haben, auch zehn Jahre später noch voller Hochachtung von diesem Mann sprechen, dann wird eines deutlich: Da hat jemand jenseits aller Titel und Triumphe, jenseits aller Siege und Niederlagen Werte hinterlassen. Er ist ganz offensichtlich, sprechen wir es ruhig aus, ein Vorbild, ein Vorlebender, der etwas darstellt und vormacht.

Das ist gerade im Mannschaftssport das bedeutendste: Dass es Menschen gibt, die mit der gleichen Situation, mit dem gemeinsamen Sieg oder der gemeinsamen Niederlage besonnener umgehen als andere – und damit führen, weiter gehen, das Beispiel geben, an dem sich die anderen aufrichten können. Richten sie sich danach aus, ist ihnen eines garantiert: Es geht immer weiter. Es kommt immer die nächste Herausforderung. Und je besser ich mit aktuellen Niederlagen umgehe, je weniger ich Siege überbewerte, um so besser werde ich mit der nächsten Situation zurecht kommen.

Hitzfeld ist zu wünschen, dass er ganz persönlich mit seiner neuen Lebenssituation ohne Traineramt und überhaupt ohne Arbeit mit einer Mannschaft gut zurecht kommt – und wir ihn immer mal wieder als Analyst im Fernsehen geniessen können.

Danke, Herr Hitzfeld, dass sie der Schweiz und Deutschland so manchen besonderen Fussballmoment beschert haben, und danke, dass es auch durch Sie für mich immer ein Lehr-Spiel blieb – und bleiben wird.