Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Grounding des Respekts

∞  9 Dezember 2007, 22:48

Heute Abend hat das Schweizer Fernsehen den Kinofilm „Grounding“ gezeigt, der in einem Mix von Dokumentation und Spielfilm das Drama rund um den Niedergang der Swissair nachzeichnet.
Mittlerweile ist dieses Ereignis ein paar Jahre her, und heute fliegt eine Fluggesellschaft mit Namen Swiss als Tochter der Lufthansa – und wirft Gewinn ab.

Viele mögen den Niedergang der Schweizer Luftfahrtindustrie mit eigenständig geführten Schweizer Firmen heute noch bedauern. Tatsache aber scheint, dass mit am Anfang aller Kräfte, die zu dieser Entwicklung geführt haben, Partikulärinteressen von Teilen der Schweizer Banken- und Luftfahrtwelt standen, die so manchen
Kompromissvorschlag verhindert oder gar torpediert haben. Dass persönliche Animositäten wohl auch noch wesentlich mitgespielt haben, mutet dabei besonders peinlich an.

So gelang es bis weit in die Gründungsjahre der Nachfolgegesellschaft der Swissair nicht, innerhalb der nun „Swiss“ heissenden Firma die „Kulturen“ der Basler Tochter Crossair mit jener der Zürcher Swissair zu vereinen (oder muss man gar sagen, zu versöhnen?), und beim Grounding zuvor zierten sich die Basler UBS wie die Zürcher Credit Suisse in einem Boot, in dem sie wohl für nichts sich so anstrengten, wie für das Ziel, den anderen damit absaufen zu lassen.

Ich rede hier von Zürchern und Baslern in Konzernen, die in ihrem weltweiten Geschäft täglich darauf angewiesen sind, Mentalitäten verschiedenster internationaler Prägung zu verstehen und sich entsprechend anzupassen…

Es ist dies ein dramatisches Beispiel dafür, dass ohne zumindest professionellen Respekt vor möglichen oder tatsächlichen Partnern kein erfolgreiches Geschäft zu Stande kommt. Dass dem hier nicht so war, hatte für viel zu viele unschuldige Menschen dramatische Konsequenzen, in dem sie zum Teil gleichzeitig Job und Vermögen verloren. Es stimmt aber nicht nur traurig:
Wenn zur Basis menschlicher Zusammenarbeit zumindest Respekt notwendig ist, werden zwischenmenschliche Werte nie nebensächlich werden. Ich habe gerade selbst ein Beispiel dafür erlebt, wie geschäftlicher Misserfolg die direkte Folge fehlenden Respekts und Vertrauens sein kann.
Dass dem so ist, stimmt mich überall dort froh, wo ich (noch) nicht die geballte Macht globalisierter Märkte fürchten muss…