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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Gleichberechtigung à la Suisse

∞  27 Mai 2007, 22:15

Grüezi mitenand

Ich bin ein Schweizer. Also Angehöriger jenes Bergvolks, das sich bis in die Siebziger Jahre des letzten Jahrhunderst Zeit gelassen hat, um das Frauenstimmrecht einzuführen. Wobei ich jetzt noch behaupte, dass so manche Appenzeller Hausfrau schon in grauer Vorzeit mehr und wirksamer Politik betrieben hat als so viele emanzipierte Stadtbürgerin Deutschlands das bis heute versuchen.
Wie sag’ ich’s meinem Manne – nicht die schwierigste Übung für so manchen weiblichen Hausvorstand.

Und wir lassen uns durchaus was sagen von unseren Frauen, das steht fest. Hätte es noch eines Beweises bedurft, wir würden ihn morgen definitiv und endgültig in nicht zu widerlegender Eindeutigkeit erbringen. Aber eben, spätestens die WM 2006 hat es ja schon gezeigt, dass so manche Frau das Abseits im Fussball mindestens so gut erklären kann wie wir Männer. Oder so schlecht. Auf jeden Fall diskutieren sie mit, und das mit Herzblut.

So lange frau uns unsere Meinung lässt sind wir auch intelligent genug, das offen entgegen zu nehmen. Wir sehen uns so mit der angenehmen Konsequenz beglückt, dass wir nicht mehr erklären müssen, dass jetzt Fussball das richtige Programm ist – dafür kommen wir dafür kaum mehr in die Beiz, weil die eigene Frau zu Hause mitdiskutieren will.

Wir Schweizer lassen aber Frauen nicht nur mitreden. Wir lassen uns sogar von ihnen führen. Einmal mehr. Siehe Appenzell. Nicole Petignat heisst die Frau, die 1999 in den USA den Final der Frauen-WM pfiff und danach nun seit sechs Jahren Spiele in der höchsten Schweizer Männer-Fussball-Liga leitet. Selbst UEFA-Cup-Spiele wurden ihr schon anvertraut. Und nun kommt es zu einem gemeinsam gefeierten Höhepunkt:
Morgen Montag pfeift Frau Petignat als weltweit erste Frau den Cupfinal einer nationalen Männer-Fussball-Liga.

Und die meisten Männer sind sich einig: Sie wird das gut machen. Hängen wir ihr einen Schlötterlig an, wenn sie einen Mist pfeift, was also bei jedem Entscheid 50% aller Männer und Frauen so sehen werden, weil sie nicht gleichzeitig für Basel und Luzern entscheiden kann, dann teilt sie das Schicksal aller Schiedsrichter. Auch der Männer. Ein seltenes Beispiel von Gleichberechtigung!


Bildnachweis:
tribuneindia.com vom 16.08.2003
Themen:
Schmunzetten / Sport[ler]