Fussballfan - das fremde Wesen in mir
Die Fussballmannschaft, an der das eigene Herz hängt, deren Fan man ist – in manchen Familien wird das vererbt. Es lässt sich nicht erklären noch begründen und entzieht sich völlig jeder rationalen Überlegung. Es ist aus tiefstem Herzen unvernünftig – aber nicht zu ändern, nicht zu stehlen, nicht zu leugnen: Man ist Fan einer Mannschaft, hat einen Lieblingsverein – und weiss nicht warum. Also, natürlich kann ich hunderte von Gründen aufzählen, warum es keinen andern Verein gibt als den FC Zürich. Geben kann. Nun, mir fielen auch ein paar hundert dagegen ein. Aber die zählen nicht.
Ob erfolgreich oder nicht – es gibt nur den FCZ.
Aber wie ist es mit den Fans in den Kurven der Stadien, wie man sie jetzt wieder im Fernsehen sehen konnte, am Ende der Saison – die hochroten wütenden Gesichter, die in Tränen aufgelösten bestandenen Mannsbilder, deren Mannschaft eben abgestiegen ist oder den Final verloren hat?
Es ist die Kraft der Emotionen, die diesen Sport so “wichtig” machen, obwohl er eigentlich nichts anderes bieten kann als Ablenkung. Und Fussball ist eine Endlos-Schlaufe. Es gibt immer ein nächstes Spiel. Menschen können sich von Wochenende zu Wochenende durch ihren Alltag hangeln.
Bald ist WM. Wieder werden wir unzählige Fan-Bilder sehen. Farbenfrohe. Wir blicken ja immerhin nach Brasilien. Aber Clubtreue ist nicht gleich Nationalmannschaftssupport. Brasilien wird jubeln oder weinen. Aber auch die Brasilianer nehmen die Identität ihrer Mannschaft vor allem dann an, wenn sie erfolgreich sind. Wenn nicht, ist das Team ein Sinnbild für die Elite, welche die einfachen Menschen verkauft. Schlecht gespielt haben die da. Gewinnen tun wir zusammen. Clubfussball ist da anders. Da ist man persönlich beleidigt, wenn der Ball nicht im Tor landet. Denn ich kann ja nicht anders. Ich kann behaupten, dass mich die Nationalmannschaft nicht sonderlich interessiert. Aber der FC Zürich? Keine Chance. Ich will, ich muss immer wissen, wie die gespielt haben.
Okay. Ich werde nie mehr behaupten, Frauen wären komische, irrationale Wesen. Denn ich liebe Fussball. Und ein Team ganz besonders. Aber hört mir auf mit dem Spott, ja? Denn es gibt genügend Frauen, die es mir längst nachmachen. Fussball ist eben auch der Sport, der wie kaum ein anderer für Frauen wie Männer interessant wirkt.
Also. In einem Monat geht sie los. Die Fussball-WM. Einfach geniessen. Denn der Clubfussball ruht dann ja. Herrlich.
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