Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Fügungen! Wir sind dankbar, aber müde

∞  3 Januar 2014, 23:10

So sehr, wie aktuell, ist mein Blog noch nie zu einem öffentlichen Tagebuch geworden. Dabei habe ich nach wie von in keiner Weise die Meinung, die Menschen meines Mikrokosmos sollten unbedingt dieses Blog lesen, wenn ihnen denn etwas an mir läge und sie also informiert sein wollen über das, was mich gerade beschäftigt. Nein, ich möchte dies sehr wohl nach wie vor und vor allem privat und persönlich tun, und einzelnen Menschen gegenüber auch unterschiedlich erzählen.

Jemand hat mal gemeint, ich hätte eben ein grosses Mitteilungsbedürfnis. Mag sein. Kein Blogger kann ernsthaft behaupten, er wäre nicht zumindest sehr extravertiert in seiner Art, sich mitzuteilen und Privates preis zu geben. Was aber ist denn so privat an unserer Situation? Was daran wird den Menschen, die darin vorkommen, nicht gerecht, ist in irgend einer Weise beleidigend? Nichts. Und das wird mir ja aktuell auch nicht vorgeworfen. Es ist einfach eine Geschichte, wie sie uns und unseren Lieben gerade widerfährt, und jeder kann selbst entscheiden, wie stark ihn das nun interessieren mag oder nicht. Und wie viel sich davon überführen lässt in allgemeine oder eigene Betrachtungen.

istockphoto.com/muratmalli

Mir fehlt nur gegenwärtig jede Distanz, als dass ich das Thema pauschalisierter, der persönlichen Betroffenheit entzogen darstellen und reflektieren könnte. Und es fehlt mir auch jegliche Kraft, daneben noch Freunden per Mail oder per Anruf von unseren “Problemen” zu erzählen. Ich versuche einfach, genau da, wo ich hingestellt werde, die Arbeit zu tun, die ich sehe. Mit Respekt und Verantwortungsbewusstsein und im Versuch, zusammen mit Thinkabouts Wife, mit unserer Fürsorge und Entlastung nur so viel Selbstbestimmung von Mam und Paps weg zu nehmen, wie einfach sein muss. Es ist wirklich schwierig für uns, zu erleben, wie rasend schnell sich alles verändern kann – und wenn sie uns ansehen, mit grossen Augen, und sagen:

Wir hätten nie gedacht…

Wie könnten wir widersprechen? Es hat auch keinen Sinn mehr, obwohl sie natürlich viel früher hätten einsehen können, dass es im Grunde nicht mehr geht in der eigenen Wohnung. Aber der Fährtenlenker, der unserem Paps den Schlag beschert hat, der ihn nun ins Heim zwingt, führt weiter: Durch “Zu-Fall”, just in dem Moment, als ein Pflegeplatz akut notwendig war, war einer in der Einrichtung in unmittelbarer Nähe frei, und jetzt, wo sich Mam und Paps ein wenig beruhigt haben, dass sie auch schon ein wenig über die mangelnde Aussicht meckern mögen (übers Essen sowieso), was geschieht: Als Neujahrsgeschenk wird ihnen mitgeteilt, dass ein Zimmer mit toller Aussicht frei geworden wäre – und am Montag zügeln die Beiden in ein Zimmer mit Sicht in die Alpen. Paps sieht auf die Berge, die er in Jugendzeiten vor der Türe hatte, und Melis wird die Ziegen beobachten und das Wasserspiel am Teich. Und Riesenkaninchen haben sie da, die gescheckt wie Kühe über die Wiese tollen.

Mam und Paps freuen sich sehr – und wir auch. Wir sind von einem weiteren langen Tag auf dem Weg zu Übersicht und Ordnung erschöpft – aber ebenfalls glücklich. In letzter Konsequenz liegt alles in anderen Händen. Und ganz offensichtlich sind auch diese Hände, nein, gerade diese Hände fürsorglich.