Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Frauen vor, oder eben auch nicht

∞  8 März 2007, 20:58

Dies schreibe ich Pflock, der ich heute aber auch nicht einen einzigen Gedanken für den Tag der Frau hatte. Meine Gefährtin ist derweil mit dem Staubwedel durch die Wohnung gedüst und hat einmal mehr mit der ihr eigenen Emsigkeit und Gründlichkeit die Wohnung ein paar Quadratzentimeter grösser gemacht. Es ist wirklich so, dass ich jedesmal nach diesem wundersamen Wirken das Gefühl habe, die Wohnung wäre grösser geworden…

Es war ein sehr arbeitsreicher Tag, so weit es die Schmerzen zuliessen, und sie liessen eine ganze Menge zu. Und zu einem befreienden, die Gedanken öffnenden gemeinsamen Spaziergang hat es auch noch gereicht, und ja, auch ohne Tag-der-Frau-Bewusstsein auch zu einem Kaffee mit Thinkabouts Wife, samt Patisserie aus der Bäckerei. Ein guter Konditor ist ein Engel in Menschengestalt, und der gütigste aller dieser Engel scheint sich ausgerechnet in unserer Wohngemeinde nieder gelassen zu haben…

Beim Zwiebelhacken höre ich dann das Echo der Zeit und darin ein interessantes Interview mit Heiner Thorborg über das Phänomen fehlender Frauen unter den deutschen Führungskräften in der Wirtschaft. Mehr als 50% der Studiengänger (und Absolventen) sind heute Frauen, doch schon in den mittleren Führungsetagen der Unternehmen kommen sie kaum mehr vor. Dabei wären sie durchaus gefragt (von den Unternehmen selbst), denn längst hat sich herum gesprochen, dass Frauen besonders loyal den Unternehmen gegenüber sind.

Aber Frauen drängen viel weniger als Männer nach Beförderungen, suchen nicht den Auftritt in der ersten Reihe, und sei es nur, um ihrem Impuls, die Familie zu schützen, zu folgen. Während der Mann viel eher genau seine diesbezügliche Rolle so interpretiert, dass er sich vorne hin stellt, mag er es auch beschützend meinen. Männer suchen viel eher die Bestätigung von aussen, Frauen fühlen sich für die innere Harmonie der Lebenszelle Familie verantwortlich. Und nur allzu oft werden sie an diese Instinkte erinnert und gesellschaftlich entsprechend eingezwängt: Von den eigenen (Schwieger-)Müttern, Geschwistern, Freundinnen.

Wahrscheinlich sind das die gleichen, die zuvor den jungen neuen Müttern weis gemacht haben, das Kinderkriegen (und das Kinderhaben) wäre das reinste Zuckerschlecken. Der gesellschaftliche Druck, “wie Mann oder Frau zu sein hat”, kommt sehr oft von den Angehörigen des eigenen Geschlechts, allen kämpferischen Frauen- und Männerbüchern zum Trotz.