Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Fahrende Menschen in ihren Kisten

∞  7 Dezember 2007, 19:46

Melbourne, Perth:

Autos schleichen als Teil parallel kriechender Bandwürmer aus der Stadt heraus. Die Spuren sind breit, das Tempo gemässigt, der Fluss der in ihre Blechkisten stumm verpackten Menschen hat etwas geichmässig Fliessendes. Bist Du Teil davon, bist Du Teil einer Blechkarawane, die kein Halten für Fussgänger kennt, die den Fluss fordert, das Mitgleiten, das Rollen. Am Ziel sagen wir dann vielleicht sogar: Das ging aber schnell. Gleichwohl ist es mir, als müsste ich immer erst meine Identität neu finden, wenn ich aus dem Auto steige. Habe ich die Füsse am Boden, beginnt das Leben, fühlbar zu werden.

Zürich:

Ich fahre vom Flughafen nach einem geschäftlichen Termin nach Hause. Nordring. Wenn Zürich eine Teil-Umfahrung kennt, dann diese. Und wer kann, nützt sie. Die Autos drängen sich in kalter Dunkelheit vorwärts. Mehr kriechend denn fahrend. Die Spuren sind eng. In jeder Kiste zähle ich einen Kopf, die Augen starr geradeaus. Parallel kriechende Raupenzüge. Immer wieder schert einer ein wenig aus, als könnte er gleich abheben und links oder rechts vorbeihuschen. Fussgänger gibt es keine. Das Kriechen ist richtungsgetrennt. Dann passiere ich den Auffahrumfall und danach nehmen alle tanzenden Lichter zwischen schweren Regentropfen Fahrt auf. Bei noch mehr Spur-Enge wird gedrängelt, gedrückt. Die Kolonne wird dadurch nicht schneller. Als ich ankomme, sage ich: Mühsam war sie, diese Heimfahrt. Und beim Gedanken an die ausbrechenden Egos in den Blechvakuums: Heil aber bin ich.

Ich bin längst ausgestiegen. Aber angekommen? War das überhaupt eine Reise?



Diese Art Kolonne ist nicht gemeint… Twike-Club Schweiz