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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Europäische Bankenunion - ein Geschäftsmodell ohne Beispiel

∞  7 April 2014, 22:54

Also, ich habe ja Ferien, aber die Sache verträgt keinen Aufschub, nachdem ich gestern im Netz diesen Aufruf entdeckt habe:

Petition zur Europäischen Bankenunion / Zwangsabgabe

Keine Ahnung, aus welcher Ecke das kommt, keine Ahnung, ob die Anzahl Unterzeichner bis heute für diese Ecke viel oder zu wenig ist – knapp 25´000 sind aber nach meinem Empfinden viel zu wenig – ganz generell bin ich irritiert, wie klein das Thema in der Presse behandelt wird und wie gering die Unruhe beim Volk ist – es sei denn, diese Volk hätte schon längst vollzogen, was sich bei mir erst einstellt: Die Verabschiedung von der Vorstellung, dass der Staat das Instrument seiner Bürger ist – vielmehr richtet er sich zunehmend gegen seine eigene Brut, im Würgegriff der Zwänge, die Fed, EZB und Finanzindustrie als Ganzes längst aufgebaut haben:

Die EU will sie nun also verabschieden: Gesetze, die legitimieren, dass bei einer Pleite-Bank, die abgewickelt werden soll, an vorderster Front die Sparer zur Kasse gebeten werden, und sie ihre Einlagen verlieren. Es ist weniger als sechs Jahre her, als sich auch Frau Merkel nach längerem Taktieren dazu veranlasst sah, genau solche Bankguthaben der Bürger als “garantiert” zu deklarieren, nach dem Motto: Wenn die Bank pleite macht, greift der Staat dem Bürger unter die Arme. Jetzt geht es darum, dass die Selbstregulationen der Finanzindustrie viel zu wenig weit gehen und die vorgesehenen Sicherungsbeiträge nirgends hin reichen, ganz abgesehen davon, wie sie gewonnen werden sollen – jetzt geht es darum, dem Bankkunden ganz offiziell zu verklickern, dass künftig folgendes gelten soll:

Zu einer Bank kann man verschiedene Verbindungen haben:
Als Aktionär ist man Miteigentümer. Man kann sich – beschränkt – über deren Geschäftspraxis, Leitlinien und aktuelle Ausrichtungen informieren und Spekulationen, die sie tätigt, in Kauf nehmen, spannend finden – oder ablehnen. Als Aktionär und Eigentümer ist man Teil des Spiels und gewinnt oder verliert mit der Bank. Alles andere wäre noch schöner…

Als Sparer ist man Kunde der Bank. Man stellt ihr Geld zur Verfügung und bekommt dafür eine Gegenleistung. Angesichts der geringen Zinsen kann man auch sagen, dass man sein Geld zur Sicherung auf der Bank verwahrt. Es gibt Leistung und Gegenleistung, gerade so, wie wenn Sie, zum Beispiel, ein Auto mieten. Stellen Sie sich vor, Ihr Autovermieter würde sein Geld nun falsch angelegt haben – und Sie in der Folge damit konfrontieren, dass Sie das Auto früher zurück zu geben haben, ohne dass Sie was zurück bekommen, weil er sonst pleite geht.
Sie gingen also mit jeder Automiete eine pauschale Haftung für jegliche Aktivkitäten Ihres Autovermieters ein – und es würde gesetzlich festgeschrieben, dass das rechtens ist.

Wären Sie damit einverstanden? Genau das aber wird zukünftig von uns Sparern als Bankkunden erwartet. Und der Staat alimentiert dieses Vorgehen auch noch und glaubt, scheinbar nicht zu unrecht, dass er damit auch noch durchkommt. Nichts illustriert besser, was momentan in unserer Gesellschaft geschieht:
Der Staat beschäftigt sich mit seinen Bürgern nur noch, wenn er nach Steuerbetrügern sucht, und der Bürger schaut auf jene, die es erwischt, empört sich womöglich auch, bekommt aber sehr wohl mit, wie sich die Tarife verschieben – und glaubt immer leichter jenen, die ihm auslegen, dass er, der Bürger, für sein eigenens Steuergeld doch im Grunde keine oder viel zu wenig Gegenleistung bekommt.

Wir werden eine von Repression bestimmte Geldgesellschaft, in der die Finanzströme das ganze Gebilde am Leben erhalten – und dafür Fakten schaffen, unablässig und immer restriktiver. Und der Staat sieht zu, wo er bleibt, im Kungel mit jenen, die er selbst kontrollieren sollte, befände er sich denn noch mit ihnen auf Augenhöhe.

Am 15. August will die EU über die Resolutionen abstimmen. Und natürlich wird sie es auch tun. Wie gut wir verstehen, was dabei geschieht, und wie sehr sich damit unsere Welt verändert, wage ich kaum zu beurteilen. Mir wird auf jeden Fall immer kälter.