Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Eine versuchte Wohlmeinung zu einer Weihnachtsfeier

∞  19 Dezember 2009, 23:49

Weihnachtsfeier. Die erste. Für viele Menschen ist das ja der einzige weil unvermeidliche Moment, in dem sie jedes Jahr mit klassischer Musik in Berührung kommen. Ganz so viele Berührungsängste habe ich zwar nicht, aber ich muss sagen, dass meine relative Zuückhaltung auch schlicht damit zu tun hat, dass ich besser schreibe als singe. Viel besser. Und das hat an sich noch mehr mit meinem Singen als mit meinem Schreiben zu tun… Nun, wer nicht singen kann, hört auch nicht wirklich, ob ein Vortrag gut ist. Zumindest nicht, wenn es um die Nuancen gehen, die dann wichtig werden, wenn ein Instrument “gelernt worden ist” – und man oder frau weiter spielt und dabei gar auf eine Bühne steht.

Nun, ich kann Ihnen als nicht wirklich so genau sagen, wie denn der Vortrag heute wirklich war. Die Violine war schön. Hat mir wirklich sehr gut gefallen. Allerdings hatte die Interpretin einen unschätzbaren Vorteil, weil sie als die Nichte einer Zuhörerin schon vorgestellt wurde. Man gönnt so jemandem einfach den Erfolg, man wünscht ihn sich sogar, und zarte Striche mit dem Bogen schwingen dann nur so durch die Luft und berühren das Herz. Diesen Vorteil hatte die Sopranistin (?) nicht… Ihr Kleid allerdings hätte in die Tonhalle gepasst, oder besser, auf die Opernbühne. So viel Glitzer und Glamour, so viel Lippengloss. Es war einfach nicht meine Tonlage, denke ich:
Zu “Overdressed” gesellte sich irgendwie “Overtuned”, oder so. Auf jeden Fall legte sich die Dame mächtig ins Zeug. Und, was soll ich sagen, die Sängerin war begeistert.
Immerhin. Und damit war es auch gut so. Es ist ja auch nicht ihr Fehler, dass gegen mein am Ende dahin gehauchtes “Stille Nacht” im Schutz des anonymisierenden Stimmengemurmels der übrigen Ergriffenen zu beiden Seiten und vor und hinter mir nichts und niemand eine Chance hätte, eine ähnliche emotionale Wärme in mir zu erzeugen wie eben dieser finale Akt der Feierlichkeit, in der man einen Moment wirklich daran glaubt, dass man still werden könnte. Und dannn gehen schnell die Lichter an und die Geschenke werden rumgereicht. Oder so. Leben geht weiter, und wie!

Doch, es war schön. Feierlich eben. Ich war ein erstes Mal bereit für Weihnachten. Und danke allen, die dabei waren.