Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Diese Gesellschaft überfordert mich

∞  28 Dezember 2013, 23:31

Ich erlebe Neues: Ich versuche – als Wettbewerbsarbeit – seit Monaten einen Essay zu schreiben, doch es gelingt mir nicht. Das Resulat ist einfach schlecht. Ich versuche es immer wieder, denn wer hätte mehr Realitätsbezug zu diesem Thema als ich, mit dem, was ich dieses Jahr erlebt habe? Aber vielleicht bin ich – eben – gerade zu nahe “dran” am Thema und es kommt schlicht ein Jahr zu früh…:

«Der Bund» Essay-Wettbewerb der Fondation Reinhard – von Gaffenried:
«Schlafes Bruder, wann stirbst Du Spielverderber endlich?»

Ein Essay über unsere Einstellung zu Leben und Sterben – und jene der Gesellschaft.
Und ich schreibe Version um Version, habe mich nun aber praktisch davon gelöst, ohne grossen Frust zu empfinden:

Denn gebracht hat es mir und meiner Auseinandersetzung mit dem Thema in jedem Fall etwas, und nur so konnte ich mir selbst deutlich machen, was mich wohl daran gehindert hat, einen Text zu schreiben, von dem ich glaube, er würde gelesen werden.
Denn meine Versuche sind die Texte eines Wutentbrannten. Eines Mannes, dem die Welt, und wie sie gedacht wird vor allem, in diesem Jahr sehr fremd geworden ist. Mich hat nicht der Umgang mit dem Steben und dem Tod und die Erfahrung so rapid fortschreitender Altersdemenz im neuen Fall zum Jahresende aus der Bahn geworfen, sondern meine Erkenntnis, wie weit fortgeschritten der Glaube der Menschen tatsächlich ist, es könne Sinn und Zweck menschlicher Forschung sein, den Alterungsprozess zum Stoppen zu bringen. Es sind längst nicht mehr nur amerikanische “Forschungsberichte”, die nur in den bunten Heftchen veröffentlicht werden, die davon erzählen, dass ewiges Leben denkbar sei. Nein. Es wird geglaubt.
Und von der Forschung angestrebt.

Und was mich entsetzt, ist, dass das niemanden wirklich entsetzt. Dass niemand begreift, wie sehr wir das Leben verloren haben, diese wunderbare spirituelle Auseinandersetzung mit der Frage, wer wir sind, was wir sollen, wo wir herkommen und hingehen, und diese Liebe zum Leben, die so Vieles, was wir erfahren dürfen, als Geschenk begreifen lässt, im vollen Bewusstsein, dass all dieses Erleben vergänglich ist und Neuem Platz machen muss.

Und nun, was tun wir? Wir ernähren uns, indem wir Leben vernichten, und denken über unser eigenes ewig währendes Leben nach. Wir sind einfach so was von meschugge, es ist unfassbar.