Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Meute in Roland Garros

∞  8 Juni 2014, 21:50

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Es ist schon komisch, wie die Menschen, gerade in der Horde, ihre Sympathien verteilen:

Roland Garros, Finale des Tennis-Grandslamturniers in Paris, Rafael Nadal führt im vierten Satz 5:4, Djokovic hat einen Breakball gegen sich und serviert gegen den Matchverlust. Der erste Aufschlag gelingt nicht. Zweiter Aufschlag. Ballwurf. Nicht optimal, Djokovic bricht die Aufschlagbewegung ab. Und dann dies: Hunderte Zuschauer raunen und rufen auf den Platz. Ein absolut unsportliches Fehlverhalten, das auf keinen Tennisplatz ausserhalb des Daviscups gehört. Djokovic’s Konzentration geht total verloren. Er wirft den Ball hoch – und serviert ins aus. Das Match ist aus und verloren.

Das Publikum ist auch zuvor in seiner Mehrzahl für den spanischen Seriensieger. Er kann noch so verbissen auftreten, mit all seinen Macken an allen Haaren und Stofffetzen, an seinem Hintern und zwischen seinen Beinen herumzupfen, er kann sich jedes Mal vor dem Turnier äussern, als wäre es schon ein Wunder, wenn er die erste Runde überstehen würde – sie lieben ihn in Paris.

Und Djokovic? Die Nummer zwei der Welt ist ein Sprachentalent, gibt auch in Paris, wo die Franzosen eh nichts gelten lassen ausser ihrer Heimatsprache, Interviews in fliessendem Französisch. Er ist witzig, oft entspannt, ein Unterhalter und gleichzeitig ein phantastischer Athlet, ohne dass man von seinen Muskelpaketen Angst bekommen müsste – aber sie lieben ihn einfach nicht.

Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass man die Gunst der Masse nur bedingt beeinflussen kann, und sich nach deren Unwägbarkeiten zu richten, ist schlecht getan. Spiel Dein Spiel weiter, Nole, so, wie es Deine eigene Art ist, und gönne uns Deine Art auch neben dem Platz. Wer Dich mag, wird sich daran erfreuen, wer nicht, soll es bleiben lassen.