Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Kunst des Mediators

∞  6 August 2013, 23:21

Es kann äusserst schwierig sein, in einem Streit schlichten zu wollen: Der gleiche Vorgang, von beiden Seiten erzählt, kann wie ein Ereignis wirken, das im besten Fall zweimal auf zwei verschiedenen Planeten stattgefunden hat – so unterschiedlich ist die Wahrnehmung. Und nicht immer liegt böse Absicht und Verdrehung in der unterschiedlichen Schilderung.

Es kann sein, dass die Vorgeschichte und Erwartungshaltung, mit der zwei Menschen in eine Begegnung eintreten, die zur Konfrontation wird, so komplett unterschiedlich ist, dass erst beide komplettes Unverständnis für die Sichtweise der Gegenpartei empfinden, bevor daraus Gehässigkeit wird, unter dem Verdacht, die Gegenseite wolle böswillig sticheln und sich mutwillig verweigern. Und vor allem: Wir nehmen den Widerstand auch noch persönlich, fühlen uns ausgeguckt und angegriffen, und einem Wort folgt das nächste.

istockphoto.com/MirekP: “Puzzle Heads”


Die Aufgabe des Mediators, einen Sachverhalt zu ergründen, ihn neutral darzustellen und, ohne Partei zu ergreifen, so viel Distanz zu den Vorgängen zu ermöglichen, dass die Kontrahenten frisch darauf blicken können – das ist, im Grunde, eine herausragend interessante Arbeit, vielleicht gar eine Kunst, die ein besonderes Talent erfordert. Eines allerdings, das seine engen Grenzen hat. Denn auch hier gilt: Beide Seiten müssen erst mal dahin kommen, dass sie die entstandene unheilvolle Pattsituation auflösen wollen. Es geht wohl darum, ihnen eine Möglichkeit zu zeigen, die andere Seite respektieren zu können.

Auch hier gilt: Die Arbeit müssen die Beteiligten selbst leisten. Es kann nur darum gehen, Ihnen einen Weg aufzuzeigen, im Schritt auf die andere Seite zu keine Niederlage zu sehen – sondern einen Weg, etwas aus der Welt zu schaffen, das womöglich gar nie in diese eigene Welt gehört hätte: Wir belasten uns mit ungezählten Nickeligkeiten und Kleinkonflikten, die eigentlich keine Mühe wert sind. Eigentlich.