Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die grösste aller Siegerinnen: Dominique Gisin

∞  12 Februar 2014, 21:51

Das Schreiben über das Schweizer Abstimmungsergebnis muss noch warten. Ich ordne dazu noch immer meine Gedanken, und ich möchte dazu auch ein paar Reaktionen aus Deutschland mit aufnehmen, die ich hautnah mitbekam.

Hier und heute soll es um die Tagesaktualität gehen, denn selten hat mich ein Sieg, ein bedeutender Sieg im Sport mehr gefreut als das heutige Ergebnis der Olympia-Frauenabfahrt in Sotschi: Mit Dominique Gisin hat hier eine Sportlern sich diesen Glücksmoment verdient und erdauert, wie es kaum einem anderen Menschen möglich gewesen sein dürfte. Was diese Frau mit ihren unzähligen Talenten neben ihrer offenen Art so alles hat westecken müssen in vielen Jahren ist einfach unglaublich.

Hier kann nachgelesen werden, was alles zu dieser Geschichte gehört – ich greife nur ein paar Dinge heraus: Als Dominique Gisin zwanzig war, hatte sie noch keine Weltcupabfahrt bestritten – aber schon drei Kreuzbandrisse überstehen müssen. Viel später, nach vielen weiteren Stürzen, Verletzungen und Enttäuschungen, nach Siegen in kurzen Glücksmomenten, auch, folgte die Olympiaabfahrt 2010 in Vancouver. Letzte Zwischenzeit, Dominique Gisin ist auf dem Weg zu Bronze, endlich zahlt sich alles aus. Noch der Zielsprung. Und dann passiert es: Gisin kommt unsauber auf und stürzt im Zielhang. Sie wird mit dem Kopf voran den Hang runter gespült, und eine kleine Welle vor dem Zieltor wirft sie hoch: Gisin wirbelt durch die Luft, als wäre sie ein Seehund, der von einem Orca noch ein wenig hoch geworfen wird, bevor er ihn verspeist… So kommt mir das damals vor – diese Frau wird immer wieder abgeworfen, vom Schicksal ohne Ende gebeutelt. Drei Wochen später gewinnt sie sensationell einen Super-G. Doch schon 2012 verletzt sie sich wieder schwer am Knie. Kämpft sich wieder zurück, qualifiziert sich für die WM-Abfahrt 2013 – um da wieder schwer zu stürzen.

Und nun gewinnt diese Frau Olympiagold – in einer Saison, in der sie vorher nie besser als auf Platz sechs klassiert war. Und sie gewinnt zeitgleich mit Tina Maze, und einen Zehntel vor Teamkollegin Lara Gut. Sie wird nicht Vierte, nicht Zweite, einen Wimpernschlag hinter jemand anderem. Nein, sie kann ihren Erfolg mit einer Konkurrentin und mit einer Teamkollegin feiern, und es dürfte niemanden geben im gesamten Athletentross, der dieser Frau diesen Sieg nicht von ganzem Herzen gönnen würde. Einer Athletin, die so viele Talente hat, Kampfjetpilotin hätte werden können, beste Leistungsausweise für ein Medizinstudium besass, Physik zu studieren begann – und doch alles der Liebe zu diesem Sport unterordnete – einer Liebe, die sie mit der ganzen Familie teilt. Bruder und Schwester sind ebenfalls Alpin-Teammitglieder der Nationalkader. Und Gisin fällt auch immer wieder mit Twitter-Nachrichten auf, wenn es darum geht, andere Sportler zu würdigen. Heute ergiesst sich diese Freude endlich über diese Frau, die wirklich Unglaubliche Überzeugung in ihr Tun zu stecken verstand. Es ist wie ein Märchen und doch alles andere, eine Schicksalsgeschichte, in der das Leben am Ende doch etwas zurück gab, was alles Leiden in Freude verwandelt – und im Nachhinein jede einzelne Erfahrung noch wertvoller macht… neun Operationen und die jeweilige Niedergeschlagenheit inklusive…

Da hat jemand nicht geruht, bis sich sein Talent auszahlte, frei zeigen konnte. Und diese Frau Jemand hat tatsächlich alles dafür getan ohne dabei je ihre Natürlichkeit und Offenheit zu verlieren. Was für eine Frau!

Drei Wochen später gewinnt sie sensationell einen Super-G –